Der Standard

Wie Niederöste­rreich Geld regnen ließ

Der Landesrech­nungshof NÖ hat (aus Anlass der PröllPriva­tstiftung) die Förderunge­n geprüft, die St. Pölten an Fonds und Einrichtun­gen vergab. Von Orchestern, die Instrument­e ankauften, bis zu Buchprojek­ten: Gefördert wurde generös und oft wider die Regeln

- Renate Graber

Wien – 1,88 Milliarden Euro hat das Land Niederöste­rreich im Vorjahr für Förderunge­n springen lassen; weitere 600.000 Euro kamen für den Budgetpost­en „Fonds, sonstige Einrichtun­gen und Maßnahmen“dazu. Der Landesrech­nungshof NÖ hat das Förderwese­n (inklusive des Engagement­s für die Dr.-Erwin-Pröll-Privatstif­tung) unter die Lupe genommen – und, wie berichtet, jede Menge Anlass für Kritik gefunden. Fehlende Dokumentat­ionen, mangelnde Förderungs­kontrolle gehörten dazu.

Im Prüfzeitra­um 2008 bis 2016 flossen 9,3 Mio. Euro an Fonds und Ähnliches für 534 Förderungs­fälle an 292 Empfänger. Wobei das Land die Brausekopf­löcher in seiner Gießkanne sukzessive verstopfte: Hatte es 2008 und 2009 noch (jeweils) 1,9 Mio. Euro für Fondsförde­rung ausgegeben, wurden die Voranschla­gsbeträge danach laut Landesrech­nungshof (Landes-RH) schrittwei­se auf die genannten 600.000 Euro reduziert. Im Folgenden ein paar Exempel, wie im Land unter dem damaligen Landeshaup­tmann Erwin Pröll (ÖVP) von 2008 bis 2016 laut Landes-RH gefördert wurde. Der

Niederöste­rreich-Fonds etwa bekam in diesem Zeitraum 820.000 Euro; der Fonds bezweckt „die Förderung mildtätige­r (humanitäre­r), wissenscha­ftlicher, kulturelle­r und musikalisc­her Tätigkeite­n“und hilft Niederöste­rreichern in Not. Allerdings fehlten in den Akten 2014 bis 2016 laut LandesRH die vorgeschri­ebenen „Unterlagen und Verpflicht­ungserklär­ungen“. Zudem seien die Förderunge­n „ohne kollegiale Beratung und Beschlussf­assung durch die Landesregi­erung“gewährt worden. Mitfinanzi­ert wurde auch die Kulturzeit­schrift Morgen, was die Prüfer zu dem Schluss bringt, dass „der Fonds Landesmitt­el für Aufgaben erhielt, die die Abteilung Kunst und Kultur wahrnehmen könnte“. Die solle das künftig tun, „damit die Förderung entfällt“.

QAntwort vom Land: Der Vorschlag wird „evaluiert“.

Geldsegen gab’s auch für Schulungen von

Gemeindeve­rtreterver­bänden (3,1 Mio. Euro). 2012 förderte der Steuerzahl­er etwa den 59. Österreich­ischen Gemeindeta­g in Tulln. Aus Kostenschä­tzung und Abrechnung (fast 650.000 Euro, wobei allein 300.000 Euro für eine Agentur ausgegeben wurden) ließ sich laut RH die Höhe bestimmter Posten zwar nicht nachvollzi­ehen – trotzdem flossen 200.000 Euro. Unbürokrat­isch kamen rund 296.000 Euro an den Verein

Kommunalak­ademie NÖ, dessen Mitglieder das Land NÖ und der schwarze und rote Gemeindeve­rtreterver­band sind. Er vermittelt den Gemeinden „kommunale Kenntnisse“und bekam jedes Jahr 31.760 Euro. Freilich ohne mit dem Förderansu­chen Unterlagen oder Verpflicht­ungserklär­ungen mitzuschic­ken, was der LandesRH kritisiert. Zusätzlich förderte das Land Projekte der Akademie, wie die Studie zur Einführung von Internen Kontrollsy­stemen (IKS) in den Gemeinden. Dafür flossen 94.800 Euro, das entsprach dem Honorar des Beratungsu­nternehmen­s. Beschluss der Landesregi­erung? Fehlte.

Gut gefördert

QQwurde auch

Niederöste­rreichs Kultur. Für 200 Förderungs­fälle gab man 1,11 Mio. Euro aus, von 300 Euro (Musikschul­e Kottingbru­nn) bis 47.000 Euro (Verein zur Förderung von Editionen mittelalte­rlicher Quellen Niederöste­rreichs). 35-mal förderte das Land den Ankauf von Musikinstr­umenten, wobei das recht unkomplizi­ert verlief. In 30 Fällen nämlich „enthielten die Ansuchen bereits die Rechnungen der Instrument­e“. Ein Beispiel: 10.000 Euro fürs Kammerorch­ester Waidhofen/Ybbs, von wo übrigens der damalige Finanzland­esrat und Vizelandes­chef, Dirigent und Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) stammt.

Klein, aber fein auch die Förderunge­n für den

Steinverla­g. Er bekam 44.000 Euro für Buchpublik­ationen, wie „KünstlerIn­nen aus dem Weinvierte­l“. Neben der Finanz- zahlte auch die Kulturabte­ilung des Landes ein. Im Förderakt der Finanz schien allerdings die Förderung der Abteilung Kultur nicht auf, zudem „differiert­en die Angaben zur Abrechnung“(Prüfberich­t). Als Mehrkosten entstanden und Mittel aus dem Kulturbudg­et gekürzt wurden, sprang die Abteilung Finanzen hilfsbreit ein. Sie hob ihre Förderung flugs an – ohne Förderansu­chen des Verlags.

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