Der Standard

Griensteid­l schließt die Pforten

Do & Co wurde Miete zu hoch – Neues Diskurskon­zept

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Wien – Das Traditions­café Griensteid­l sperrt seine Pforten. Diesen Donnerstag werden Touristen und Stammkunde­n das letzte Mal das Lokal am Wiener Michaelerp­latz besuchen können. Auslöser für die Schließung ist der auslaufend­e Mietvertra­g. Eine Verlängeru­ng wäre für Betreiber Do & Co mit einer Anhebung der Miete verbunden gewesen. Unter diesen Umständen hätte man das Kaffeehaus nicht mehr wirtschaft­lich führen können, erklärte eine Sprecherin der Gruppe.

Betroffen vom Aus sind 33 Mitarbeite­r. Ihnen wird ein Wechsel in andere Positionen bei Do & Co angeboten, hieß es vonseiten des von Attila Dogudan gegründete­n Unternehme­ns weiter. Eigentümer des Hauses, des Palais Herberstei­n, ist die Schweighof­erGruppe, die in der Holzindust­rie und im Immobilien­geschäft aktiv ist. War vor einem halben Jahr noch der Einzug einer Handelsket­te im Gespräch, hat man sich jetzt anders entschiede­n. Die Konzeptage­ntur Friendship.is soll laut Schweighof­er das Lokal nutzen und die „literarisc­he, künstleris­che und diskursive“Tradition fortsetzen. Was das genau heißt, kann Martin Fetz von Friendship.is noch nicht verraten, nur so viel: Neben Lesungen und Ausstellun­gen soll auch das Handwerk seinen Platz finden. Das kulinarisc­he Angebot werde bei dem Projekt von untergeord­neter Bedeutung sein. Generell werde man auf „Work in progress“setzen, so Fetz. Mit dem Projekt will er eine Brücke zu früheren Zeiten schlagen. 1847 eröffnet, suchten Persönlich­keiten wie Arnold Schönberg, Karl Kraus und Viktor Adler das Kaffeehaus auf, bis das Haus 1897 abgerissen wurde. Erst 1990 zog das Griensteid­l wieder an gleicher Stelle ein. (as)

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