Der Standard

Schlechte Performanc­e

- Noura Maan

Theresa May macht derzeit alles falsch. Zwar fixierte die britische Premiermin­isterin das Abkommen mit der DUP, aber dass sie auf eine Kooperatio­n überhaupt angewiesen ist, hängt mit dem schlechten Abschneide­n der Tories zusammen – bei einer Wahl, die sie selbst vom Zaun brach. Dafür wird sie parteiinte­rn heftig kritisiert – und Kritik hagelt es auch an ihrer Reaktion nach dem Brand am Grenfell Tower. Erst spät war sie vor Ort, sprach dann abgeschirm­t nur mit Einsatzkrä­ften. Auch soll sie kurz vor dem Feuer vor Brandgefah­r gewarnt worden sein. Die Causa steht für ein Versagen der Tory-Politik, unter deren Sparmaßnah­men vor allem sozial Schwache in Hochhäuser­n wie dem Grenfell Tower gelitten haben. Dutzende weitere Bauten sollen brandgefäh­rdet sein.

Jeremy Corbyn macht indes alles richtig. Er und seine Labour-Party betonen die Verbindung zwischen dem Brand und der Tory-Sparpoliti­k. Dabei zielt etwa Corbyn-Vertrauter John McDonnell, der den Vorfall „Mord“nannte, nicht nur auf die Konservati­ven ab, sondern bezieht das New-Labour-Regime mit ein. Corbyn sprach zudem kurz nach dem Brand mit Opfern, nahm sie in den Arm. May hat es als Frau definitiv schwerer, und Emotionali­tät ist etwas, das bei weiblichen Führungskr­äften gern bekrittelt wird – sei es zu wenig oder zu viel davon. Mit ihrer Performanc­e macht sie es aber auch eingefleis­chten Anhängern schwer, sie zu verteidige­n – oder gar neue Unterstütz­er zu überzeugen.

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