Der Standard

Paradox und unsinnig

- Fabian Schmid

Die ehemalige EU-Kommissari­n Viviane Reding hat recht, wenn sie von einer „absurden Situation“spricht: Dass Anrufe in ein anderes EU-Land günstiger werden, wenn man ins EU-Ausland fährt, ist unsinnig. Wieso soll man für Anrufe nach Berlin von einem österreich­ischen Handy aus Wien mehr zahlen als aus Prag?

Verantwort­lich dafür ist der Schutz vor Roaminggeb­ühren, der im EU-Ausland greift. Auslandste­lefonie, also Gespräche vom Inland ins EU-Ausland, wurde bisher hingegen links liegengela­ssen. Es war ein Fehler, diese beiden Themen nicht gemeinsam zu behandeln. Die jetzige Situation ist paradox, das Verspreche­n eines gemeinsame­n digitalen Binnenmark­ts nur halb erfüllt.

Eigentlich sollte die Drosselung der Gebühren für Auslandsge­spräche eine Formalie sein. Die durchschni­ttlichen Kosten von einem Euro pro Minute lassen sich technisch nicht begründen. Außerdem greifen die meisten Nutzer wegen der hohen Kosten regulärer Telefonie ohnehin auf Dienste wie Whatsapp zurück. Die Einnahmen der Mobilfunke­r in diesem Bereich dürften also Peanuts sein.

Die Branche dürfte sich aber dennoch querstelle­n, da sie vermeiden will, dass das EU-Parlament nach dem Aus für Roaminggeb­ühren und einem Votum für starke Netzneutra­lität noch mehr Einnahmequ­ellen schließt. Der oft gehörte Vorwurf, dass sich „die EU“primär um die Interessen der Wirtschaft kümmert, stimmt hier also keineswegs.

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