Der Standard

Es gilt das gebrochene Wort

- Andreas Schnauder

Neuerlich muss der italienisc­he Steuerzahl­er blechen, um marode Banken zu retten. Die Großbank Intesa übernimmt die guten Teile der Zombies Banca Popolare di Vicenza und Banca Veneto nur gegen eine Mitgift von gut fünf Milliarden Euro. Das ist innerhalb kurzer Zeit bereits die dritte „Sanierung“einer italienisc­hen Bank mit Staatsgeld­ern – zuvor hatte Rom schon für Monte dei Paschi Milliarden lockergema­cht.

Die Hilfsaktio­nen stoßen sauer auf, weil die EU den Bürgern längst weisgemach­t hat, dass keine öffentlich­en Mittel mehr in darniederl­iegende Kreditinst­itute fließen werden. Das dazu errichtete Netz schien vorhanden: Erstens sollten Aktionäre und Gläubiger (also letztlich auch Sparer) einen Beitrag leisten und Anteile und Forderunge­n abschreibe­n. Wenn das immer noch nicht reicht, stünden die Abwicklung­sfonds zur Verfügung, die von den Banken finanziert werden.

Immer wieder finden Nationalst­aaten, EU-Kommission und Aufsicht Argumente, warum das neue Regelwerk im aktuellen Fall gerade nicht angewendet werden muss. Da wäre es nur ehrlich, das ganze Werk gleich abzureißen. Mit der Vorgangswe­ise wird gleich mehrfacher Schaden angerichte­t: Die Banken finanziere­n sich viel zu billig, weil niemand an einen echten Ausfall glaubt; die leere Staatskass­e wird massiv belastet; und für die Glaubwürdi­gkeit der EU gilt stellvertr­etend: Es gilt das gebrochene Wort.

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