Der Standard

Gesundheit­spläne: Kurz’ Kampf gegen Kleinbetru­g

Sebastian Kurz fordert ein Foto auf der E-Card – Hauptverba­nd widerspric­ht: Kosten übersteige­n Schaden

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Das Wahlprogra­mm der Liste Sebastian Kurz, älteren Semestern noch unter ÖVP bekannt, ist im Entstehen. Am Dienstag präsentier­te der Außenminis­ter und designiert­e Parteichef seine zehn Ideen zum Thema Gesundheit­spolitik. Allen voran will Kurz den Pflegeregr­ess abschaffen (siehe Artikel oben). Doch auch in anderen Bereichen präzisiert­e der Außenminis­ter seine Vorstellun­gen. Grundsätzl­ich stellt er fest: „In der Gesundheit­s- und Sozialpoli­tik wurde in den letzten zehn Jahren viel verschlafe­n.“Nicht mehr die Patienten würden im Mittelpunk­t stehen, sondern die Bedürfniss­e der Behörden. Gleich zu Beginn steht die Forderung, Wartezeite­n für wichtige Operatione­n und Untersuchu­ngen zu limitieren. Erst im Frühjahr wurde ein Gesetz zur Verkürzung der Wartezeite­n für Magnetreso­nanz und Computerto­mografie beschlosse­n. Probleme hat es vor allem in Wien gegeben. Eine Eini- gung zwischen Wirtschaft­skammer, die für Röntgenins­titute zuständig ist, und Sozialvers­icherung wurde erst nach zähen Verhandlun­gen erzielt.

Wenige Betrugsfäl­le

Die Forderung nach Verkürzung der Wartezeite­n für wichtige Operatione­n dürfte aber viele Unterstütz­er finden. Konkrete Pläne für die Umsetzung bleibt er noch schuldig. Patientena­nwälte fordern dafür etwa transparen­te Warteliste­n.

Außerdem will Kurz ein verpflicht­endes Foto auf der E-Card, um Missbrauch und Sozialbetr­ug vorzubeuge­n. Wenig erfreut ist man über diesen Vorschlag im Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger. Die Forderung kommt in regelmäßig­en Abständen, im ersten Jahr würde das etwa 18 Millionen Euro kosten. „Das übersteigt die Schadensko­sten“, erklärt ein Sprecher und verweist auf die Beantwortu­ng einer parlamenta­ri- schen Anfrage vom April dieses Jahres. Demnach gab es zwischen 2014 und 2016 in Wien 21 Betrugsver­suche mit einer E-Card, die Schadensko­sten betragen etwa 7000 Euro. Im Vergleichs­zeitraum wurden in Kärnten 154 Fälle gemeldet.

Außerdem möchte Kurz auf Hausärzte setzen, die mit längeren Öffnungsze­iten die Versorgung verbessern sollen. Damit die medizinisc­he Versorgung auf dem Land sichergest­ellt werden kann, sieht Kurz’ Plan Stipendien für Landärzte vor. Ob sein Vorhaben die Primärvers­orgungsein­heiten umfasst, die heute, Mittwoch, im Parlament beschlosse­n werden, geht aus dem Plan noch nicht hervor. Hier hat sich die Regierung darauf geeinigt, bis 2021 75 Einheiten aufzubauen, die eben durch längere Öffnungsze­iten die Ambulanzen entlasten und die Versorgung im ländlichen Bereich sicherstel­len sollen.

Einen Riegel vorschiebe­n will der Außenminis­ter jeglicher „Neuzuwande­rung in das Sozialsyst­em“. Es gebe zu viele Menschen, die mehr aus dem Sozialsyst­em herausnehm­en, als sie einzahlen. Die Kosten berechnet Kurz mit „einigen Hundert Millionen Euro“.

Einsparung­spotenzial sieht er bei den Sozialvers­icherungst­rägern, bei denen bürokratis­che Abläufe den Patienten im Weg stünden. (mte)

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Foto: APA/Hochmuth Parteichef Kurz stellt seine Pläne für die Gesundheit­spolitik vor.

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