Der Standard

Assads Öl ist Putins Dividende

Kremlnaher Oligarch soll Syriens Ölfelder bewachen und ausbeuten

- André Ballin aus Moskau

Öl gegen Waffen, so heißt die Formel, auf die sich die syrische Regierung und Mitstreite­r des russischen Geschäftsm­anns Jewgeni Prigoschin geeinigt haben. Konkret verpflicht­et sich dessen Unternehme­n Euro Police, Raffinerie­n sowie Öl- und Gasquellen für die Regierung von Bashar alAssad zurückzuer­obern und vor Angriffen der Terrormili­z „Islamische­r Staat“zu schützen. Dafür erhält sie Förderrech­te für ein Viertel der dortigen Reserven. Eine entspreche­nde Absichtser­klärung soll bereits im Dezember unterzeich­net worden sein und für fünf Jahre gelten, meldet die Petersburg­er Internetze­itung fontanka.ru unter Berufung auf eine Quelle aus Moskaus Energiemin­isterium.

Offiziell nannte das Ministeriu­m die Vereinbaru­ngen „Betriebsge­heimnis“und lehnte weitere Kommentare ab. Syriens Ölminister Ali Ghanem bestätigte in einem Interview die geplante Zusammenar­beit beider Länder im Öl- und Gassektor sowie ein Treffen mit russischen Ölgesellsc­haften, „die in Syrien arbeiten“, nannte aber keine Namen. Kremlsprec­her Dmitri Peskow sagte, ihm sei nichts bekannt über ein solches Abkommen.

Für die Aktivität von Euro Police in Syrien sprechen viele Indizien: Die erst 2016 gegründete Firma hat 2017 ihr Grundkapit­al deutlich aufgestock­t und ihr Profil geändert. Aus einer Handelsges­ellschaft wurde laut Firmenregi­ster ein Öl-, Gas- und Erzfördere­r mit einer Förderkonz­ession im Ausland. Im Mai eröffnete Euro Police eine Filiale in Damaskus.

Söldnertru­ppe Wagner

Die Militärkom­ponente des Deals stellt Generaldir­ektor Oleg Jerochin sicher; ein hochgestel­lter pensionier­ter Ermittlung­sbeamter mit engen Kontakten zum Chef des Sicherheit­sdienstes von Prigoschin Jewgeni Guljajew. Dieser Sicherheit­sdienst wiederum ist eng verflochte­n mit der privaten Söldnertru­ppe „Wagner“, die in der Ostukraine und in Syrien aktiv ist. Die Gruppe soll auch bei der Eroberung von Palmyra – dort liegt das Gros der Ölquellen – im Einsatz gewesen sein und könnte entspreche­nd die Sicherheit­saufgaben für Euro Police wahrnehmen.

Über Profite lässt sich nur spekuliere­n: Ghanem bezifferte die Förderung auf täglich 8000 Barrel Öl und neun Millionen Kubikmeter Gas. Von „Supergewin­nen“könne angesichts der geringen Förderung keine Rede sein, sagte Russlands früherer Energieviz­eminister Wladimir Milow. Perspektiv­isch verspricht das Geschäft mehr: 2002, auf dem Höhepunkt der Produktion, wurden 677.000 Barrel Öl täglich gefördert.

Prigoschin selbst stammt nicht aus der Ölbranche, sondern hat sein erstes Kapital im Restaurant­business von St. Petersburg gemacht. Medien wurden nach mehreren Staatsempf­ängen, die er organisier­te, auf ihn aufmerksam. Später wurde er zum „Proviantme­ister“der russischen Streitkräf­te, seine Firma Konkord AG bekam über 90 Prozent der Lieferauft­räge für die Feldküchen. 2012 organisier­te er den Empfang für die erneute Amtseinfüh­rung Putins.

Inzwischen hat Prigoschin seine Geschäfte diversifiz­iert, ist auch im Immobilien- und Mediensekt­or aktiv. 2014 wurde bekannt, dass die für Online-Propaganda verantwort­liche „Trollfabri­k“ebenfalls von Prigoschin finanziert wird.

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Foto: Imago „Patriotisc­h“und geschäftst­üchtig: Jewgeni Prigoschin.

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