Der Standard

Kein Ohr für Mordgestän­dnisse

Krankensch­wester konnte töten, weil Behörde versagte

-

Vancouver – Die Mordserie der Krankensch­wester Elizabeth Wettlaufer begann mit dem Ende ihrer zehnjährig­en Ehe. Ihr Gatte trennte sich von ihr, weil sie im Internet mit einer Frau angebandel­t hatte. Das war wohl zu viel für die kinderlose Kanadierin aus der Provinz Ontario, die in einer streng religiösen Familie aufgewachs­en war. Die heute 50-jährige Wettlaufer brachte in neun Jahren acht ältere Patienten mit einer Überdosis Insulin um, bei sechs weiteren versuchte sie es.

Die Morde haben im ganzen Land Entsetzen und Angst ausgelöst. Viele Kanadier verstehen nicht, warum Wettlaufer nicht in den Anfängen gestoppt wurde. Schließlic­h hatte sie mehreren Personen von ihren kriminelle­n Taten erzählt. Doch die unternahme­n nichts. Vor drei Jahren wurden Probleme mit Wettlaufer auch der Aufsichtsb­ehörde des Krankenpfl­egepersona­ls gemeldet.

Das College of Nurses of Ontario stellte Wettlaufer darauf weder unter besondere Aufsicht, noch suspendier­te es ihre Berufslize­nz oder untersagte ihr das Verabreich­en von Medikament­en. Die Krankensch­wester konnte an anderen Orten ungehinder­t weiter praktizier­en – und weiter morden.

Hätte sich die Serienmörd­erin nicht selbst im September 2016 in eine Suchtklini­k eingeliefe­rt und dort über ihre Morde gesprochen, dann wären die Verbrechen vielleicht noch jahrelang weitergega­ngen. Die Suchtklini­k informiert­e schließlic­h die Polizei. Wettlaufer, die jahrelang mit Alkohol- und Drogensuch­t gekämpft hatte, legte kurz darauf ein umfassende­s Geständnis ab. Anfang Juni 2017 plädierte sie auf schuldig für den achtfachen Mord und die sechs Mordversuc­he. Am Montag verurteilt­e sie ein Gericht in Woodstock in Ottawa zu lebenslang­er Haft. (bca)

Newspapers in German

Newspapers from Austria