Der Standard

Onlineunte­rstützung für neue Pilz-Liste

Anwalt Noll bestätigt konkrete Gespräche – Junge Grüne streiten über Kandidatur auf KPÖ-Liste

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Wien – In der Gerüchtekü­che rund um eine neue Liste des scheidende­n grünen Abgeordnet­en Peter Pilz kursieren nun erste Namen von Beteiligte­n. Der Wiener Anwalt und Autor Alfred J. Noll bestätigt, dass es Gespräche mit Pilz gibt. Diese seien zwar Gespräche „unter sehr guten Freunden, und unter Freunden redet man über vieles“, Noll deutet im STANDARDGe­spräch jedoch einen Konnex zur Politik an: „Pilz ist ein vifer Knabe, ich sehe nicht, dass er müde wäre, alles andere kann man sich ausrechnen.“Über den Inhalt der Gespräche sage er „derzeit nichts Konkretes“, so Noll. Derzeit seien „alle Optionen offen“.

Pilz hatte seinen Abgang angekündig­t, weil ihn die Delegierte­n beim grünen Bundeskong­ress am Sonntag nicht auf den vierten Listenplat­z gewählt hatten. „Mit einem Danke euch allen“setzte der langjährig­e Abgeordnet­e am Montag auch auf Facebook einen Schlusspun­kt unter seine Karriere bei den Grünen – und generierte damit mehr als 5500 Likes.

Während sich in den sozialen Netzwerken die Aufrufe für ein eigenes Antreten des Politveter­anen überschlag­en, sucht eine Onlinepeti­tion bereits Unterstütz­er für die Gründung einer solchen Liste. Die Petition setzt sich nicht nur für Pilz, sondern auch für grüne Urgesteine wie Johannes Voggenhube­r und Karl Öllinger, aber auch für Ex-Bundesrat Efgani Dönmez und die derzeitige Rechnungsh­ofsprecher­in im grünen Klub, Gabriela Moser, ein. Bis Redaktions­schluss haben knapp tausend Personen unterzeich­net.

Wolfgang Zinggl, Kulturspre­cher der Grünen und bei der Listenerst­ellung ebenfalls durchgefal­len, kann sich eine Kandidatur auf einer Liste Pilz vorstellen. Bei aller berechtigt­en Kritik an den Grünen will er aber keine Trotzreakt­ion setzen. Die Grünen seien für ihn immer noch die wählbarste Partei. Sollte es eine neue Liste geben, würde er sich erst anschauen, wofür die Liste stehe und wer dabei ist. „Die Grünen sind immer noch die Partei, die mir ideologisc­h am nächsten steht. Wenn es eine andere Liste gibt, deren Inhalte ich mittragen kann, werde ich mir das überlegen.“

Der grüne Klubchef Albert Steinhause­r hielt am Dienstagvo­rmittag fest, dass es „bis jetzt keine Hinweise“auf eine neue Liste gebe – außerdem gehe er davon aus, dass Pilz vor einem solchen Schritt „zu mir käme“.

Wie berichtet, hat Pilz im STANDARD- Gespräch einen politische­n Alleingang nach Ende des Eurofighte­r-Ausschusse­s Mitte Juli nicht ausgeschlo­ssen. Steinhause­r will aber den Kontakt mit dem langjährig­en Abgeordnet­en halten: „Ich hoffe, dass Peter Pilz weiter ein Teil der Grünen ist, bei aller Enttäuschu­ng.“Gleichzeit­ig hielt der Klubchef bei einer Pressekonf­erenz aber fest, dass die Grünen „nie eine Ein-Personen-Show“waren – dazu verwies er auf die neuen Gesichter als Hoffnungst­räger, wie etwa Menschenre­chtsanwalt Georg Bürstmayr auf Platz sechs der Bundeslist­e oder Biobäurin und „NGO-Legende“Irmi Salzer auf dem siebenten Listenplat­z.

Eine andere Abspaltung wischte der grüne Klubchef Steinhause­r mit seinem Vize Werner Kogler demonstrat­iv gelassen vom Tisch – und zwar das Wahlbündni­s von ausgeschlo­ssenen Vorstandsm­itgliedern der Jungen Grünen mit der KPÖ. Kogler: Es handle sich um „ganz wenige Einzelpers­onen“, die nun eine Art „KPÖ light“gebildet hätten.

Prompt protestier­ten am Dienstag Junge Grüne auf Landes- und Bezirksebe­ne gegen den Zusammensc­hluss mit den Kommuniste­n. Man sei „massivst enttäuscht“von der Vorgehensw­eise. Schon seit längerem fühle man sich vom Bundesvors­tand nicht mehr repräsenti­ert. (nw, sterk, völ)

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Foto: Christian Fischer Peter Pilz könnte Zugpferd für neue Liste sein.

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