Der Standard

Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses gescheiter­t

Jahrelange Verhandlun­gen, mühsame Mehrheitss­uchen und immer wieder verschoben­e Fristen – es nützte nichts. Zumindest in dieser Legislatur­periode wird der Staat für seine Bürger nicht transparen­ter. Die Schuld daran sehen die Beteiligte­n stets beim Gegenüb

- Sebastian Fellner

Wien – Ganz überrasche­nd kam das Ende nicht. Schon seit ihrem Beginn im Frühling 2013 liefen die Verhandlun­gen zur Abschaffun­g des Amtsgeheim­nisses zuweilen mehr als schleppend. Mit der Ankündigun­g vorgezogen­er Neuwahlen im Oktober war dann klar: Es schaut nicht gut aus für die Reform, die die Verschwieg­enheit des Amtes durch ein Recht auf Informatio­n ersetzen soll.

In der Sitzung des Verfassung­sausschuss­es des Parlaments am Dienstag wurde dann laut Parlaments­korrespond­enz deutlich, dass es „in dieser Legislatur­perio- de wohl keinen Beschluss mehr geben“würde. Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ) hatte sich rasch nach seinem Antritt als Minister vor einem Jahr den Kampf für ein Informatio­nsfreiheit­sgesetz auf die Fahnen geschriebe­n. Fristen dafür wurden immer weiter verschoben.

Drozda sieht den Grund fürs Scheitern bei der ÖVP. Deren Verfassung­ssprecher Wolfgang Gerstl beteuert, dass die Volks- wie alle anderen Parteien an einem Gesetz zur Informatio­nsfreiheit interessie­rt sei, es aber schlicht nicht gelungen sei, die notwendige Zweidritte­lmehrheit zu finden.

Das Scheitern der Reform findet FPÖ-Abgeordnet­er Philipp Schrangl im STANDARD- Gespräch „sehr schade“. Allerdings seien die Freiheitli­chen nicht für ein „Amtsgeheim­nis light“zu haben gewesen.

NGO: „Völlig intranspar­ent“

Der grüne Verhandler, Klubobmann Albert Steinhause­r, bezweifelt­e in der Ausschussd­ebatte, dass SPÖ und ÖVP die Bemühungen für die Informatio­nsfreiheit jemals ernst gemeint hätten. Selbst nach Ausräumen von Konfliktpu­nkten sei eine Einigung dann an anderen Fragen gescheiter­t. NeosAbgeor­dneter Nikolaus Scherak ist es nach eigenen Angaben „ziemlich egal, wer am Scheitern schuld ist“. Es brauche ein generelles Umdenken bei der Amtsversch­wiegenheit.

Die NGO Forum Informatio­nsfreiheit zeigte sich in einer Aussendung ebenfalls „schwer enttäuscht“. Selbst die Verhandlun­gen zum Transparen­zgesetz seien „völlig intranspar­ent“gelaufen. Etwa sei nicht nachvollzi­ehbar gewesen, welche Rolle die Bundesländ­er hinter verschloss­enen Türen gespielt hätten, heißt es.

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