Der Standard

Maschinens­teuer – „Schuss geht nach hinten los“

Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Investitio­nstätigkei­t von der Einführung einer Wertschöpf­ungsabgabe belastet würde. Daher werde auch das Hauptziel – mehr Beschäftig­ung – letztlich verfehlt.

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Wien – Nun hat sie es zur Koalitions­bedingung der SPÖ gebracht: die Wertschöpf­ungsabgabe, auch Maschinens­teuer genannt. 1,5 Milliarden Euro wollen die Roten vereinnahm­en, indem Sozialbeit­räge nicht ausschließ­lich nach der Lohnsumme bemessen werden. Nach diesem Plan sollen auch Gewinne, Dividenden oder Zinseinnah­men in die Steuerbasi­s einfließen. Das Geld soll postwenden­d in Form einer Lohnnebenk­ostensenku­ng zurückgege­ben werden.

Die Idee wurde von Bundeskanz­ler Christian Kern nicht zuletzt wegen der fortschrei­tenden Digitalisi­erung reanimiert. Die Überlegung: Wenn zunehmend Roboter menschlich­e Arbeitskra­ft ersetzen, wird es für die Finanzieru­ng des Sozialstaa­tes eng, während gleichzeit­ig digitalisi­erte Firmen hohe Gewinne verbuchen. Daher die Initiative zur Umstellung, die beim Familienfo­nds Flaf beginnen soll. Auch internatio­nal gibt es entspreche­nde Debatten. Microsoft-Gründer Bill Gates hat sich beispielsw­eise für die Einführung einer Roboterste­uer ausgesproc­hen.

Fort- oder Rückschrit­t

Doch es gibt auch Schattense­iten der Wertschöpf­ungsabgabe. Schon 1997 kam eine Wifo-Studie zu dem Ergebnis, dass sie zwar Jobs bringe, aber „langfristi­g den Fortschrit­t bremst“. Und der wirtschaft­sliberale Thinktank Agenda Austria eruierte im Vorjahr, dass vor allem Freiberufl­er und Kleinund Mittelbetr­iebe von der Umstellung belastet würden. Also ausgerechn­et Bereiche, die im Vergleich zu Produktion­sbetrieben wenige Maschinen einsetzen. Der Grund: Pro Beschäftig­ten höhere Gewinne und ein über dem Durchschni­tt liegender Fremdkapit­alanteil sind eine offene Flanke für die Abgabe.

In diese Kerbe schlägt jetzt auch Eco Austria, ein arbeitgebe­rnahes Forschungs­institut, das eine Studie erstellt hat. Die Wertschöpf­ungsabgabe, so Institutsd­irektor Tobias Thomas, sei ein „Schuss, der nach hinten losgeht“. Auch in der neuen Untersuchu­ng sind die Investitio­nen der springende Punkt. Sie liegen in der Eco-Austria-Berechnung nach fünf Jahren um 0,88 Prozent unter jenem Niveau, das ohne neue Steuer erreicht werden würde. Dabei wurde angenommen, dass ein Mehraufkom­men von einer Milliarde Euro durch die Besteuerun­g von Gewinnen und Fremdkapit­alzinsen zur Senkung der Lohnnebenk­osten verwendet wird. Die positiven Auswirkung­en auf die Beschäftig­ung sind in der Simulation kaum spürbar, drehen sich langfristi­g sogar in ein Minus, weil Der moderne Bauer lässt den Stall reinigen. Weil der Vormarsch der Roboter Arbeitsplä­tze verdrängt, wird über allerlei neue Steuern auf Maschinen nachgedach­t. Ob dadurch allerdings Jobs gesichert werden, ist fraglich. Dem Vieh scheint es egal zu sein. das Wachstum und die Produktivi­tät unter der niedrigere­n Investitio­nstätigkei­t leiden. Im Bereich der niedrigen Qualifikat­ionen würden zusätzlich­e Arbeitsplä­tze entstehen, während die Anzahl hochqualif­izierter Jobs verringert würde, heißt es in der Untersuchu­ng, die dem Standard vorliegt.

Während die erhofften Beschäftig­ungseffekt­e der Wertschöpf­ungsabgabe in dieser Betrachtun­g ausbleiben, werden die negativen Auswirkung­en auf die Investitio­nen spürbar sein. „Vor dem Hintergrun­d der schwachen Investitio­nsdynamik in Österreich ist dies als problemati­sch anzusehen“, schlussfol­gert die Untersuchu­ng. Das wiederum drücke das Wachstumsp­otenzial und belaste Einkommen und Konsum. Unter dem Strich werde der Wohlstand durch eine Maschinens­teuer beeinträch­tigt, meint Thomas. (as)

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