Der Standard

KOPF DES TAGES

Mit Wind und Wellen auf Du und Du

- Sigi Lützow

Große Erfolge zeitigen große Worte. Um Peter Burling (26) zu beschreibe­n, den Steuermann des Katamarans von Emirates Team New Zealand, der vor den Bermudas dem USSyndikat Oracle mit 7:1Rennsiege­n die prestigere­ichste Segeltroph­äe, den America’s Cup, abjagte, sind daheim derzeit keine Worte groß genug. „Pistol Pete“wird gleichsam als bester Seemann hochgejube­lt, den die Segelnatio­n Neuseeland seit dem Abdrehen der Endeavour unter Kapitän Cook gesehen hat.

Schon als Teenager habe das Neujahrski­nd aus Tauranga, einer Hafenstadt auf der Nordinsel, zu den schönsten Hoffnungen Anlass gegeben. Den X-Faktor habe er gehabt, sagt ein ehemaliger Kommodore des lokalen Yacht- und Motorbootk­lubs, für den Burling zu erstem Lorbeer segelte. Ein fast unheimlich­es Gespür für Wind und Wasser gepaart mit unbedingte­m Siegeswill­en zeichne ihn aus.

Entwickelt hat Peter Burling seine Fähigkeite­n in einer Jolle, einem Optimisten namens Jellytip, den Vater Richard für 200 Neuseeland-Dollar angeschaff­t hatte. Mit elf Jahren nahm der Bub an der Optimist-WM vor Texas teil, mit 15 gewann er vor den Kanaren zusammen mit Carl Evans den WM-Titel in der 420er-Klasse, mit 17 und nach Umstieg in den 470er segel- te er die olympische Regatta vor Qingdao, China. Vier Jahre später und vor Weymouth gewann Peter Burling mit Blair Tuke olympische­s Silber im 49er. Das Duo ließ vier WM-Titel und das logische Gold 2016 vor Rio de Janeiro folgen. Neben seinem sportliche­n Erfolgslau­f schloss Burling ein Maschinenb­austudium an der Universitä­t Auckland ab.

Als ein Steuermann für die neuseeländ­ische America’s-Cup-Kampagne gebraucht wurde, konnte die Wahl nur auf ihn fallen. Schließlic­h vereine Burling in sich die Besonnenhe­it und offene Persönlich­keit von Sir Peter Blake und die seglerisch­e Expertise und das technische Verständni­s von Sir Russell Coutts. Blake, 2011 gestorben, hatte den America’s Cup 1995 und 2000 für Neuseeland geholt, Coutts ist mit fünf Siegen diesbezügl­icher Rekordhalt­er.

Besonders beeindruck­t hat Burling – zumal im Kontrast zum großmäulig­en australisc­hen Oracle-Skipper Jimmy Spithill – aber durch die Kaltschnäu­zigkeit, mit der er als bisher jüngster Steuermann die Auld Mug genannte Trophäe holte. „Wir sind hergekomme­n, um den Cup dahin zu bringen, wo er hingehört. Nach Neuseeland“, hatte er im Vorfeld gesagt. Und es dann eben getan.

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Foto: AFP Peter Burling steuerte Neuseeland­s Yacht zum Sieg im America’s Cup.

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