Der Standard

Die Mittelmeer-Route

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Es geht wieder los. 13.500 Bootsflüch­tlinge wurden in den letzten drei Tagen im zentralen Mittelmeer gerettet. Sprich: Der hauptsächl­ich von Subsahara-Afrika aus über Libyen führende Strom schwillt wieder an. Also: die Mittelmeer-Route schließen, wie ÖVP-Chef Sebastian Kurz unermüdlic­h wiederholt. Kann man ja mit militärisc­hen Mitteln machen, sagt Othmar Commenda, Generalsta­bschef des Binnenland­s Österreich.

Wie genau, sagt er nicht. Aber vielleicht mag er das Bundesheer an einer militärisc­hen Interventi­on beteiligen, ohne die es kaum gehen wird, wenn man a) die Boote aufbringt, b) an die libysche Küste zurückbrin­gt und sich dort dann mit den lauernden Geiern vom „Islami- schen Staat“bis zu lokalen Warlords herumschlä­gt.

Das Zurückbrin­gen ist der Knackpunkt – auch wenn man die Leute nicht weiter als bis zur italienisc­hen Insel Lampedusa und nicht aufs Festland lässt, wie Kurz vorschlägt. Die kleine Insel wird bald voll sein – und dann? Wird es sich in den Dörfern Afrikas herumsprec­hen, dass auf Lampedusa Endstation ist, und werden die Leute, die dem Tod in der Wüste und auf dem Meer trotzen, umkehren?

Das Problem der Routenschl­ießer wie ihrer humanitäre­n Kritiker ist, dass beide nicht wissen, wie man den Strom schnell stoppt. Längerfris­tig gibt es schon Wege (nach dem Modell des EU-Türkei-Deals – Geld gegen Flüchtling­e zurückhalt­en), aber eben nur längerfris­tig.

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