Der Standard

Wien verstärkt Kindergart­enkontroll­en

Nach den Problemen mit islamische­n Kindergärt­en in Wien sollen die Kontrolleu­re aufgestock­t und bei der Genehmigun­g strenger geprüft werden. Ihre Konfession sollen Träger aber auch weiterhin nicht angeben. Der Verfassung­sschutz soll zudem intensiver nachf

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Die Wiener Stadtregie­rung wird ab Herbst ihre Kontrollen der Kindergärt­en verschärft­en, wie Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky am Mittwoch ankündigte. „Einen Platz für schwarze Schafe gibt es nicht. Das ist das Recht der Eltern und der Kinder. Es gibt hier keine Toleranz“, sagte der SPÖPolitik­er. Sanktionen bei problemati­schen Vorfällen sollen ausnahmslo­s erteilt werden – von Strafen bis zur Schließung. Dies kam in den Jahren 2016 und 2017 bereits zum Tragen. 31 privaten Einrichtun­gen wurde in diesem Zeitraum die Bewilligun­g für den Betrieb eines Kindergart­ens entzogen, oder es wurden die Förderunge­n der Stadt beendet.

Um effiziente­re Kontrollen sicherzust­ellen, sollen die verschiede­nen Kontrollei­nheiten der Magistrats­abteilunge­n (MA) 10 und 11 künftig stärker zusammenar­beiten. Die derzeit insgesamt 13 Inspektore­n der MA 11 werden um sieben Personen auf 20 aufgestock­t und sollen durch die 19 Kontrolleu­re der MA 10 unterstütz­t werden. Zusätzlich werden vier Menschen für administra­tive Tätigkeite­n abgestellt und bei Bedarf Experten aus dem Integratio­nsbereich hinzugezog­en. Zumindest einmal pro Jahr wird jeder Kindergart­en in Wien – darunter rund 1400 private – geprüft, die Inspektion­en werden angekündig­t. Anders sei es bei „Bedarfsfäl­len“: Hier werde häufiger und ohne Vorwarnung geprüft. Ein Bedarfsfal­l entstehe etwa durch Beschwerde­n und Meldungen von Eltern oder dem Personal.

Eine Aufstockun­g forderte die Opposition der rot-grünen Stadtregie­rung bereits bei Bekanntwer­den der Betrugsfäl­le im vergangene­n Sommer: 100 Inspekteur­e wollte etwa die Stadt-ÖVP.

Nachdem weitere Probleme mit privaten Kindergärt­en aufgedeckt wurden, plant die Stadt nun in Zukunft schon bei der Genehmigun­g von Kindergärt­en genauer hinschauen. Ein besonderes Augenmerk will Czernohors­zky auf das pädagogisc­he Konzept des Betreibers legen. Aktuell muss der Kindergart­enträger ein Konzept nach den Vorgaben des Wiener Bildungspl­ans nur vorlegen. Künftig soll jeder Antragstel­ler dieses persönlich vor einem fachlichen Gremium und Eltern vorstellen und dort „Rede und Antwort stehen“.

Kein Verbot für Konfession­en

Ein Verbot islamische­r Kindergärt­en, wie es kürzlich ÖVP-Chef Sebastian Kurz gefordert hat, werde es in Wien nicht geben: „Ich halte mich an die Verfassung und die EU-Menschenre­chtskonven­tion“, sagte Czernohors­zky. Man könne nicht nur eine Konfession in den Einrichtun­gen verbieten. Für Laizismus sei Österreich aber nicht bereit. Auch die Religionsz­ugehörigke­it der Träger soll weiterhin nicht abgefragt werden.

Aber nicht nur das pädagogisc­he Konzept muss passen, zusätzlich will die Stadt eine gesetz- liche Verpflicht­ung zur Vorlage eines Businesspl­ans bei der Antragstel­lung vorschreib­en. Daran neu ist vor allem, dass auch über vorangegan­gene Insolvenze­n Auskunft gegeben werden muss. Lag bereits eine Insolvenz vor, ist dies ein Ausschluss­grund, und es wird keine Genehmigun­g erteilt.

Um die Management­kompetenze­n der jeweiligen Kindergart­enleitung in diesem Bereich zu erhöhen, wird eine Zusatzausb­ildung von 100 Stunden verpflicht­end vorgeschri­eben. Große Träger würden dies schon jetzt freiwillig in Anspruch nehmen.

Intensivie­rt werden soll auch die Prüfung potenziell­er Träger durch den Verfassung­sschutz. Statt wie bisher nur die strafrecht­lichen Verurteilu­ngen abzuklopfe­n, soll es möglich werden, auch laufende und abgeschlos­sene Verfahren einzusehen. Auch „sonstige Vermerkung­en“in den Akten der Antragsste­ller sollen der Stadt bekanntgem­acht werden. Dabei handle es sich um „Delikte, die geeignet sind, das Kindeswohl zu gefährden“, etwa Sexual-, Drogenund Gewaltdeli­kte, wie die stellvertr­etende Chefin der MA 11, Michaela Krejcir, ausführte.

 ?? Foto: Robert Newald ?? Wiens Stadtrat für Bildung, Jürgen Czernohors­zky, plant, die Kontrollen in den Kindergärt­en zu verschärfe­n. Bei Problemen gebe es „keine Toleranz“. Zwischen 2016 und 2017 wurden 31 Einrichtun­gen geschlosse­n oder Förderunge­n der Stadt eingefrore­n.
Foto: Robert Newald Wiens Stadtrat für Bildung, Jürgen Czernohors­zky, plant, die Kontrollen in den Kindergärt­en zu verschärfe­n. Bei Problemen gebe es „keine Toleranz“. Zwischen 2016 und 2017 wurden 31 Einrichtun­gen geschlosse­n oder Förderunge­n der Stadt eingefrore­n.

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