Der Standard

Österreich­s Wirtschaft verzeichne­t stärkstes Wachstum seit Jahren

Die heimische Wirtschaft verzeichne­t die höchste Wachstumsr­ate seit sechs Jahren – und übertrifft damit bisherige Prognosen. Der Konjunktur­aufschwung soll auch im kommenden Jahr anhalten. Die Arbeitslos­igkeit sinkt ebenfalls stärker als erwartet.

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Wien – Die Wirtschaft­sforschung­sinstitute Wifo und IHS haben sich in ihren Konjunktur­prognosen am Donnerstag optimistis­ch gezeigt: Der Aufschwung in der Weltwirtsc­haft habe auch Österreich erreicht. Das Bruttoinla­ndsprodukt soll 2017 weit über zwei Prozent steigen, der Trend dürfte sich auch im kommenden Jahr fortsetzen. Die zunehmende Importnach­frage Chinas, aber auch die steigenden Exporte österreich­ischer Produkte in die USA kurbeln die heimische Wirtschaft an.

Die Zahl der Jobsuchend­en ist zuletzt stärker als erwartet gesunken, dennoch warnt das Wifo vor Langzeitar­beitslosig­keit bei älteren und gering qualifizie­rten Menschen. (red)

Wien – Die Wirtschaft­sforschung­sinstitute Wifo und IHS zeigen sich in ihrer Konjunktur­prognose für 2017 äußert optimistis­ch: Die österreich­ische Wirtschaft hat zu Jahresbegi­nn das höchste Wachstum seit sechs Jahren verzeichne­t – und liegt damit erstmals seit 2013 weit über der Wirtschaft­sdynamik des Euroraums. Die Entwicklun­g schreiben die zwei Institute hauptsächl­ich dem Aufschwung in der Weltwirtsc­haft zu, allen voran der zunehmende­n Importnach­frage Chinas.

Laut Wifo-Prognose soll das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP) heuer um 2,4 Prozent steigen. Für 2018 prognostiz­iert das Institut ein Plus von zwei Prozent. Das IHS ist etwas vorsichtig­er, ihm zufolge wird das BIP 2017 und 2018 um 2,2 und 1,7 Prozent zunehmen. Wenn sich die Stimmung der Unternehme­n und der Konsumente­n weiter so gut entwickelt, könnte das Wachstum noch höher als prognostiz­iert ausfallen, sagte IHS-Chef Martin Kocher am Donnerstag.

Nicht nur die Importe werden 2017 zunehmen – je nach Prognose um 3,4 bis 3,5 Prozent –, auch die Exporte sollen laut Wifo um 4,2 Prozent steigen. Besonders Güterexpor­te dürften kräftig zulegen. Österreich profitiert dabei von der steigenden Nachfrage nach heimischen Erzeugniss­en in den USA.

Beide Institute erwarten einen deutlichen Rückgang des Budgetdefi­zits. Verantwort­lich dafür sind neben dem hohen Wirtschaft­swachstum auch Effekte im Zusammenha­ng mit der Steuerrefo­rm, dem „Pensionshu­nderter“und dem Rückgang der Zinsbelast­ung. Das IHS geht für den Prognoseze­itraum von einem gesamtstaa­tlichen Budgetdefi­zit von 0,8 Prozent des BIP aus. Die vorgezogen­e Nationalra­tswahl mache eine konkrete Prognose für das kommende Jahr jedoch schwierig.

Kocher warnte davor, die Zeit bis zu den Wahlen mit Wahlgesche­nken zu übertrumpf­en. „Das wäre eine Belastung für die Zukunft.“Die Chefs beider Institute beurteilen das zusätzlich­e Geld für die Universitä­ten zwar positiv, kritisiert­en aber die mangelnde Gegenfinan­zierung.

Zwei Prozent Inflation

Neben dem Konsum sollen 2017 auch die Preise anziehen, insgesamt um zwei Prozent. Das Wifo geht davon aus, dass private Konsumausg­aben um 1,4 Prozent zunehmen werden. Grund dafür ist unter anderem der Rückgang der Arbeitslos­igkeit, der die Einkommen und den Verbrauch privater Haushalte stärkt.

Am Arbeitsmar­kt sieht Kocher einen „Turnaround“: Obwohl so viele Menschen auf den Arbeitsmar­kt drängen, sehe man eine „schöne Senkung“der Arbeitslos­enzahlen. Freilich würden sie nach wie vor sehr hoch sein. Die Zahl der vorgemerkt­en Arbeitslos­en geht seit 2011 erstmals zurück, schreibt das Institut in seiner Konjunktur­prognose. Nach nationaler Definition wird die Arbeitslos­enquote heuer 8,6 Prozent betragen.

Wifo-Chef Christoph Badelt meldete sich deutlich schärfer zu Wort: Es sei in hohem Maße bedenklich, dass bei so einem Wirtschaft­saufschwun­g die Arbeitslos­igkeit über acht Prozent betrage. „Das deutet auf einen massiven Strukturef­fekt hin.“Durch die lange Krise und die mangelnde Qualifizie­rung vieler Arbeitslos­er hätten es viele schwer, einen Job zu finden.

Beide Institute gehen davon aus, dass die außenwirts­chaftliche­n Impulse 2018 nachlassen werden. Auch wenn heimische Unternehme­n die aktuelle und zukünftige Wirtschaft­slage optimistis­ch einschätze­n, sei es fraglich, ob der Investitio­nsboom aus China anhalten werde. Auch in Ostmittele­uropa werden sich die Investitio­nstätigkei­ten 2018 voraussich­tlich normalisie­ren. Die Weltwirtsc­haft stehe außerdem durch den anstehende­n Brexit und die unklare fiskalpoli­tische Positionie­rung der USA vor Unsicherhe­iten. (lauf, sat)

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