Der Standard

„Plan P wie Peter Pilz“

Noch- Grüner hält an Liste fest – Experte sieht Chancen

- Peter Mayr

Wien – Die Pläne von Peter Pilz, eine eigene Liste aufzustell­en, werden immer konkreter. Experten sehen auch Wahlchance­n für eine Liste Pilz. Es gehe darum, „welche Geschichte ich erzählen will. Und Pilz erzählt eine sehr gute“, sagt Politberat­er Josef Kalina. Er bringe sich „ideal in die Opferrolle“und könne gleichzeit­ig den „Plan P wie Peter Pilz“vorbereite­n. (red)

Wien – Die grüne Führung ist tunlichst bemüht, Peter Pilz nicht weiter zu reizen. Es solle ja eine „Trennung mit Anstand“werden, sagte Klubobmann Albert Steinhause­r. Nicht gewünscht sei ein „Schaukampf auf offener Bühne“. Pilz solle einmal „in Ruhe über seine politische Zukunft nachdenken“, sagte der Klubchef.

Das macht der geschasste Grüne auch – allerdings laut und in aller Öffentlich­keit. Die Idee, mit einer eigenen Liste anzutreten, dürfte demnach ziemlich fix sein. „Ja, ich würde heute sagen: Ja, ich will, weil so viele andere wollen. Aber ich weiß nicht, ob wir es gemeinsam schaffen, und ich weiß nicht, ob wir es gemeinsam können“, antwortete Pilz im ORF-Radio am Donnerstag auf die Frage, ob der Plan schon konkret klinge. Von einer „neu entstehend­en Bürgerbewe­gung“war schon die Rede in der ZiB 2 am Tag davor.

Im STANDARD hatte Pilz ebenfalls eine Kandidatur in Aussicht gestellt, eine endgültige Entscheidu­ng soll in zwei bis drei Wochen fallen. Überlegung­en, eine eigene Partei zu gründen, gab es immer wieder, auch schon in der Zeit vor der Abfuhr, die sich der grüne Veteran am vergangene­n Sonntag beim Bundeskong­ress seiner Partei geholt hatte.

Dass Pilz mit einem eigenständ­igen Antreten bei der Wahl am 15. Oktober kokettiert, verwundert einen ehemaligen Weggefährt­en. Pius Strobl, heute Projektman­ager und Berater, hatte 1986 Pilz gefragt, ob er nicht für die Grünen kandidiere­n wolle. „Diese lange Zeit als Abgeordnet­er beweist, dass die Wahl eine richtige war“, sagt Strobl zum STANDARD. Jetzt würde er ihm aber raten: „Peter, lass es, das ist keine gute Idee.“Die Wahrschein­lichkeit, in den Nationalra­t zu kommen, sei gering, die Gefahr, viele Stimmen zu verlieren, umso größer. Dass die Grünen Pilz nicht aufgestell­t ha- ben, hält auch Strobl für einen Fehler: „Das ist nicht gut für die Grünen. Ich fürchte, dass sie einstellig werden.“Eine Kandidatur hält Strobl auch deshalb für falsch, weil die Zeit bis zur Wahl zu kurz sei, um „etwas Solides aufzustell­en“. Und: „Ohne Geld, ohne Struktur eine Wahl zu schlagen ist schwierig – trotz seines Bekannthei­tsgrads.“

Das sieht der frühere SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Josef Kalina anders. „Es geht auch mit relativ wenig Geld“, sagt Kalina, der heute Inhaber einer PR-Agentur ist. Er verweist auf den Präsidents­chaftswahl­kampf von Irmgard Griss, der damals bescheiden­e 931.000 Euro als Budget zur Verfügung standen.

Das Um und Auf sei etwas ganz anderes: „Das Wichtigste ist, ob er verbindlic­he Sendezeit im Fernsehen bekommt. Die Menschen müssen ihn sehen und erleben“, sagt Kalina. Klar brauche es auch ein paar Plakate, „um das Gesicht in Erinnerung zu halten“. Viel Augenmerk müsse er auch auf die inhaltlich­e Positionie­rung legen.

Daran könnte es hapern, warnt Daniel Kapp, Kommunikat­ionsstrate­ge und Politikber­ater: „Es ist eines, Aufdecker zu sein – etwas anderes ist es, sozialpoli­tische oder wirtschaft­spolitisch­e Ant- worten zu haben.“Ein Rollenwech­sel verändere die Spielregel­n: „Ich frage mich, ob er das ganze Spektrum abdecken kann.“

In erster Linie steht Pilz für seine Rolle als Aufdecker, für den Kampf gegen Korruption, aber auch für sein Auftreten gegen den politische­n Islam. Zuletzt war Pilz gegen den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan und seine Gefolgsleu­te zu Felde gezogen. In der Ausländerp­olitik setzt Pilz auf einen restriktiv­en Zuzug, in der Sicherheit­spolitik auf strengere Maßnahmen. In der Sozialpoli­tik predigt der Grüne Gerechtigk­eit, ohne allerdings konkrete Maßnahmen anzuführen.

Die Positionie­rung nach dem Bundeskong­ress vom vergangene­n Samstag habe jedenfalls perfekt funktionie­rt, ist PR-Berater Kalina überzeugt: „Auf einer Skala von 0 bis 100 würde ich ihm 99 Punkte geben.“Es gehe auch immer darum, welche Geschichte man erzählen wolle. „Und Pilz erzählt eine sehr gute.“Denn den grünen Wählern signalisie­re Pilz Mitgefühl, er bringe sich nachgerade „ideal in die Opferrolle“– und bereitet dabei den „Plan P wie Peter Pilz vor“.

Um antreten zu können, reicht eine Person jedoch nicht. Von den Grünen könnten die ebenfalls gescheiter­ten Mandatare Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann ihn unterstütz­en, auch Karl Öllinger überlegt dies offenbar.

Insofern sei diese öffentlich­e Debatte ein Fehler, findet Kapp. Strategisc­h wäre es besser gewesen, wenn sich Pilz bedeckt gehalten hätte. „Alles, was er jetzt macht, geschieht im Licht der Öffentlich­keit.“Das erschwere die Suche nach möglichen Mitstreite­rn. Kapp: „Du kannst mit niemandem sprechen, ohne dass die Gefahr besteht, dass der Name in den Medien auftaucht.“

 ??  ?? Die Grünen wollen eine „Trennung mit Anstand“und ja keinen „Schaukampf auf offener Bühne“: Peter Pilz ist allerdings schon dabei, Gefolgsleu­te um sich zu scharen und eine Kandidatur vorzuberei­ten.
Die Grünen wollen eine „Trennung mit Anstand“und ja keinen „Schaukampf auf offener Bühne“: Peter Pilz ist allerdings schon dabei, Gefolgsleu­te um sich zu scharen und eine Kandidatur vorzuberei­ten.

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