Schlechte Bildungschancen
Eine Erhebung der Organisation SOS Mitmensch ortet Probleme beim Bildungszugang von jungen Asylwerbern. Zu wenige Plätze und keine Ausbildungspflicht würden ihre Chancen schmälern.
Keine Ausbildungspflicht, wenige Plätze: SOS Mitmensch sieht schlechtere Bildungschancen und Probleme beim Bildungszugang für junge Asylwerber.
Wien – „Zahreiche Lücken und Hürden“bei dem Bildungszugang von jungen Asylwerbern ortet die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch. Eine Erhebung zeige, dass gerade der Ausschluss von Asylwerbern von der Ausbildungspflicht, die im Herbst 2016 für alle Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren beschlossen wurde, besonders problematisch sei. Die Studie ist die erste österreichweite Untersuchung zum Bildungszugang von nicht mehr schulpflichtigen Asylwerbern.
5876 Asylwerber in diesem Alter befinden sich in Österreich derzeit in der Grundversorgung – die meisten von ihnen leben in Wien (1276) und Niederösterreich (1274). Im Gegensatz zu gleichaltrigen Österreichern haben sie keinen garantierten Zugang zu Bil- dung. Bund und Länder sind also nicht dazu verpflichtet, ausreichend Ausbildungsplätze in einer weiterführenden Schule oder in einer betrieblichen oder überbetrieblichen Lehre zur Verfügung stellen.
Zu wenige Plätze seien der größte Problempunkt auf dem Bildungsweg, heißt es von SOS Mitmensch. Junge Asylsuchende seien oftmals über längere Zeiträume von Bildungsmöglichkeiten abgeschnitten, sagt Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch: „Ein bundesweites Bildungs- und Integrationskonzept sucht man vergeblich.“
Deshalb gebe es „gravierende Unterschiede“zwischen den Bundesländern, was Ausbildungsplätze, Wartezeiten, Mobilitätsinfra- struktur und den Informationsfluss betrifft. Bei der Zahl der Übergangsklassen schneiden Tirol mit zwölf Übergangslehrgängen für 297 minderjährige Asylwerber zwischen 15 und 19 Jahren und die Steiermark mit 17 Lehrgängen und 300 Teilnehmern am besten ab – bei insgesamt 420 bzw. 900 altersgleichen Asylsuchenden. Das Burgenland ist Schlusslicht mit einem Lehrgang, der im vergangenen November mit 20 Teilnehmern gestartet ist.
Zu den „Hauptproblemen“würde aber auch die Beschränkung des Zugangs zur Lehre in Mangelberufen und Berufen mit Lehrlingsmangel gehören. Was die Anzahl an Lehrplätzen für Asylsuchende betrifft, liegen Oberösterreich und Tirol vorne, während Wien, Kärnten, Niederösterreich und das Burgenland nur ein sehr niedriges Lehrangebot haben.
Schlechte Anbindung
„Besonders schwer haben es junge Asylsuchende, die nicht das Glück haben, im richtigen Bundesland in einem gut betreuten und nahe an einer Bildungs- oder Ausbildungseinrichtung liegenden Asylquartier untergebracht zu sein“, sagt Pollak. Denn in vielen Bundesländern würden sie in Quartieren dezentral und mit einer schlechten Anbindung an den öffentlichen Verkehr leben.
Ein spezielles Angebot für diese Altersgruppe hat von allen Bundesländern nur Wien. Das Jugendcollege bietet 1000 Plätze, wobei diese halbe-halbe auf Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte einerseits und Asylwerber andererseits aufgeteilt werden. Dennoch reichen die Plätze nicht.
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