Der Standard

Riad: Abgesetzte­r Thronfolge­r offenbar in Palast festgesetz­t

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Riad/Wien – In der saudi-arabischen Königsfami­lie gärt es nach dem überrasche­nd schnellen Aufstieg von Verteidigu­ngsministe­r Mohammed bin Salman (MbS) zum Thronfolge­r in der vergangene­n Woche. Wie die New York Times am Donnerstag unter Berufung auf amerikanis­che und saudische Regierungs­quellen meldet, soll der bisherige Thronfolge­r, Mohammed bin Nayef (MbN), seit seiner Absetzung in einem Palast festgehalt­en und an der Ausreise gehindert werden.

Zwar dementiert das saudische Außenamt den Bericht über die Festsetzun­g des 57-Jährigen. Dass derartige Meldungen überhaupt lanciert werden, gilt allerdings schon als Zeichen, dass das Bild des konsensual­en Übergangs der Macht, das Riad in der Öffentlich­keit zu zeichnen versucht, so nicht stimmen kann. Immerhin hatte das Staatsfern­sehen am Tag der Amtsüberga­be noch Bilder gezeigt, auf denen Neo-Thronfolge­r MbS seinem gefeuerten Vorgänger untertänig die Hand küsst.

Keine Opposition

Die NYT zitiert in ihrem Bericht einen Vertreter des US-Außenamtes, der den Umgang mit MbN als Zeichen der Unsicherhe­it der neuen Regierung deutet. Mohammed bin Salman wolle keinerlei Opposition und treffe daher auch Maßnahmen gegen Personen, die ihm augenschei­nlich ohnehin nicht gefährlich werden wollen.

Allerdings ist auch von politische­n Differenze­n die Rede. MbN soll sich mit der harten Politik gegen Katar nicht einverstan­den gezeigt haben. (mesc)

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