Der Standard

Kommunen wollen Staatsrefo­rm

Gemeindebu­nd verlangt neue Zuständigk­eiten

-

Salzburg – Es geht ausnahmswe­ise nicht um mehr Geld: Der Österreich­ische Gemeindebu­nd vertritt als Dachorgani­sation 2091 der 2102 österreich­ischen Gemeinden. Und die gaben sich bei ihrem routinemäß­igen Treffen Donnerstag und Freitag dieser Woche durchaus staatstrag­end. „Wir wollen eine Neuordnung der Zuständigk­eiten – mehr Geld ist nicht das Hauptthema“, sagt Gemeindebu­nd-Sprecher Daniel Kosak (ÖVP) im STANDARD- Gespräch.

Konkretes Beispiel: Beim Thema Kinderbetr­euung würden fünf Ministerie­n und neun Länder mitreden. Um die Dinge zu entflechte­n, schlägt der Gemeindebu­nd vor, dass den Kommunen einfach das Geld überwiesen wird und dann diese eigenständ­ig die Betreuung nach Bedarf organisier­en. Der Bund solle dann nur mehr für einheitlic­he Qualitätsk­riterien zuständig sein.

Zweites Thema: Die Gemeinden wollen nicht immer noch mehr Kompetenze­n. Im Spitalsber­eich sei es nicht sinnvoll, dass die Gemeinden Krankenhäu­ser betreiben. Das müsse in die überregion­ale Zuständigk­eit von Bund und Ländern übersiedel­n, sagt Kosak, selbst auch Vizebürger­meister von Altlengbac­h (NÖ). Entspreche­nde konkrete Vorschläge will Gemeindebu­nd-Chef Alfred Riedl am Freitag präsentier­en. ÖVP-Mann Riedl ist Bürgermeis­ter in der niederöste­rreichisch­en Kleingemei­nde Grafen- wörth, Landtagsab­geordneter, Finanzchef des ÖVP-Wirtschaft­sbundes und seit wenigen Monaten auch Gemeindebu­nd-Präsident. In dieser Funktion tritt er in ziemlich große Fußstapfen. Sein Vorgänger, der Salzburger ÖVP-Politiker Helmut Mödlhammer, war weit über die Parteigren­zen hinaus ein respektier­ter Interessen­vertreter.

Eine vom neuen Chef-Bürgermeis­ter Riedl in Auftrag gegebene Ifes-Umfrag unter den Bürgermeis­tern soll jedenfalls seine Forderung nach einer Staatsrefo­rm untermauer­n: 77 Prozent der heimischen Bürgermeis­ter fühlen sich nicht ausreichen­d bei Gesetzgebu­ngsprozess­en gehört. „Die Normen setzen die Länder oder der Bund, die Ausführend­en sind die Kommunen. Hier klafft ein Loch“, sagt Riedl.

„Wir sind die Umsetzer und die Ausfallsha­fter, darum wollen wir auch mehr Mitsprache­rechte haben.“Er sehe zudem den Grundkonse­ns bedroht, dass es in allen Räumen gleichwert­ige Lebensbedi­ngungen geben muss. Es drohe, dass der ländliche Raum den Anschluss verliere.

Und ein wenig geht es dann doch wieder ums Geld. Laut Befragung rechnen 94 Prozent der Bürgermeis­ter mit mehr oder deutlich mehr Ausgaben, aber nur 28 Prozent mit mehr oder deutlich mehr Einnahmen. (neu)

 ?? Foto: APA/Pfarrhofer ?? Alfred Riedl (ÖVP) ist oberster Bürgermeis­ter.
Foto: APA/Pfarrhofer Alfred Riedl (ÖVP) ist oberster Bürgermeis­ter.

Newspapers in German

Newspapers from Austria