Neuer Schulweg für Flüchtlinge
Gesetzesänderung ermöglicht freiwilliges zehntes Jahr für außerordentliche Schüler
Linz – Die Schultasche war gepackt, die Lernvorfreude entsprechend groß. Doch für 250 Flüchtlingskinder blieben im Vorjahr in Oberösterreich die Schultüren geschlossen. Grund war die damalige gesetzliche Lage, die besagte, dass eine „Aufnahme oder ein Weiterbesuch nicht mehr schulpflichtiger Jugendlicher als außerordentliche Schüler nach dem neunten Schuljahr an allgemeinbildenden Pflichtschulen nicht zulässig ist“.
Was Rudi Anschober als zuständigen Integrationslandesrat beim Bildungsministerium mehrfach Sturm laufen lies. Letztlich mit Erfolg: Am Mittwoch wurde im Nationalrat die Veränderung des Schulautonomiegesetzes hinsichtlich einer Legalisierung des freiwilligen zehnten Schuljahres für Flüchtlingskinder als außerordentliche Schüler beschlossen.
Psychologisch wichtig
„220 außerordentliche Schüler der neunten Schulstufe haben nun die Möglichkeit, ein zehntes Schuljahr anzuhängen“, erläutert Landesschulinspektor Werner Schlögelhofer. Im Vorjahr sei man vonseiten des Landesschulrates noch davon ausgegangen, dass ein „weiteres freiwilliges Jahr möglich ist, wenn die Kinder bereits die neunte Schulstufe besucht haben“. Schlögelhofer: „Dem war aber nicht so. Darum ist die jetzt erfolgte gesetzliche Klarstellung sehr zu begrüßen.“
Zufriedenheit herrscht erwartungsgemäß auch beim Landesrat vor. Anschober: „Vor allem aus psychologischer Sicht war dieser Schritt enorm wichtig. Es ist ein enormer Dämpfer für junge Menschen, die eine hohe Lernbereit- schaft zeigen, dann aber vor verschlossenen Schultüren stehen.“Laut den Zahlen des Bildungsministeriums vom Jänner 2017 sind derzeit in ganz Österreich rund 15.000 Flüchtlingskinder in Pflichtschulen. Nach Wien (rund 4300 Schüler) und Niederösterreich (3200 Schüler) liegt Oberösterreich an dritter Stelle mit gesamt rund 2100 Schülern in den Schulstufen null bis neun.