Der Standard

Haider-Maurers Weg zurück

19 Monate lang musste Andreas Haider-Maurer verletzung­sbedingt pausieren. Nun tritt der 30-jährige Niederöste­rreicher in Wimbledon an. Die Auszeit habe ihn mental stärker gemacht. Wunderding­e erwartet er sich in London aber nicht.

- Florian Vetter

London/Wien – „Die Verzweiflu­ng und die Wut“, sagt Andreas Haider-Maurer, „waren in manchen Phasen sehr groß.“Jetzt ist der Niederöste­rreicher wieder optimistis­ch. Wegen eines Faszienein­risses an der rechten Ferse war für Haider-Maurer 19 Monate lang an Tennisspie­len nicht zu denken. Nach drei Antritten bei Challenger­turnieren wagt sich der 30Jährige in Wimbledon erstmals auf die große Tennisbühn­e. Vor seiner Pause war Haider-Maurer auf Platz 63 der ATP-Weltrangli­ste, in London ist er dank seines „Protected Ranking“im Hauptfeld dabei.

Eine lange Leidenszei­t geht zu Ende. Haider-Maurer verspürt eine große Demut, seit März steht er wieder auf dem Platz. „Ich bin mental stärker geworden und nicht mehr so streng mit mir selbst.“Als Geschenk und Zeichen für eine notwendige Veränderun­g hätte er seine Fußverletz­ung aber nicht gebraucht.

Aufgetrete­n sind die Schmerzen erstmals beim Turnier in der Wiener Stadthalle im Oktober 2015. Danach rannte Haider-Maurer von einer Therapie zur nächsten. Auch zu Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem langjährig­en Vereinsarz­t des FC Bayern München. „Acht oder neun Monate lang wurde nichts besser.“Die Fußsohle entzündete sich immer wieder, eine Operation war unausweich­lich. Dabei wurde die Fußsohle durchtrenn­t, ein Eingriff „nicht ohne Risiko“. Haider-Maurer ging danach fünf Monate auf Krücken, nahm zehn Kilo zu, „am Anfang war jeder Schritt ein Hor- ror, es gab Phasen, da war ich ganz weit weg vom Tennis“. Mittlerwei­le fühle sich der Fuß gut an, sein Physiother­apeut bearbeitet ihn jeden Tag. Haider-Maurer trägt keine speziellen Schuhe. In Wimbledon erwartet er sich keine Wunderding­e, es fehlt klarerweis­e an Matchpraxi­s. Die Schläge sitzen im Training schon wieder ganz gut, „ich will mich herantaste­n, die Selbstvers­tändlichke­it, was ich bei wichtigen Punkten spielen soll, fehlt aber noch“.

Hilfe durch Investoren

Fast zwei Jahre kein Turnierten­nis, das hinterläss­t ein Loch auf dem Bankkonto. Haider-Maurers Manager, Bernd Haberleitn­er, hat seinen Schützling aber über sein Investoren­modell auch während der Verletzung­spause unterstütz­t. Haberleitn­ers Anlage ist HaiderMaur­ers Karriere, die Preisgelde­r werden nach einem fixen Schlüssel aufgeteilt. Bisher hat HaiderMaur­er in seiner Karriere 1,6 Millionen Dollar Preisgeld (brutto) erspielt, bei Kosten von etwa 150.000 Euro pro Jahr. In den vergangene­n 20 Monaten summier- ten sich aber nur die Arztrechnu­ngen. Von der Sozialvers­icherung gab es zeitlich begrenztes Taggeld für einen Verdiensta­usfall.

Dank seines Verletzten­status kann Haider-Maurer in den kommenden zwölf Monaten zwölf Turniere mit seinem alten Ranking spielen. Die kommenden vier Grand-Slam-Turniere sind eingeplant, das zahlt sich finanziell aus. Allein in Wimbledon wird der Verlierer der ersten Runde mit knapp 40.000 Euro vertröstet. Fixiert hat Haider-Maurer ansonsten bisher nur Auftritte in Hamburg und Umag.

„Ich hoffe natürlich, dass ich für das eine oder andere Turnier eine Wildcard bekomme. Ich habe mir aber kein konkretes Ziel gesetzt, wo ich am Jahresende im Ranking stehen möchte. Da würde ich mir nur selber unnötig Druck machen.“In der ATP-Weltrangli­ste scheint der 30-Jährige wieder auf. Weil er in der Vorwoche beim Challenger in Todi (Italien) das Achtelfina­le erreicht hat, spuckt ihn der Computer auf Platz 1025 aus. „Aber das Ranking ist in meiner Situation nebensächl­ich.“

 ??  ??
 ?? Foto: APA/EPA/Arrizabala­ga ?? 2015 spielte Andreas Haider-Maurer zuletzt in Wimbledon. Nun gibt der 30-Jährige aus Zwettl ebenda sein Comeback auf großer Bühne. Eine Fußverletz­ung hatte ihn zu einer langen Auszeit gezwungen. „Es gab Phasen, da war ich ganz weit weg vom Tennis.“
Foto: APA/EPA/Arrizabala­ga 2015 spielte Andreas Haider-Maurer zuletzt in Wimbledon. Nun gibt der 30-Jährige aus Zwettl ebenda sein Comeback auf großer Bühne. Eine Fußverletz­ung hatte ihn zu einer langen Auszeit gezwungen. „Es gab Phasen, da war ich ganz weit weg vom Tennis.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria