Der Standard

Unesco: Wien wird auf Roter Liste landen

Offizielle Entscheidu­ng wegen Causa Heumarkt wird für 5. oder 6. Juli erwartet

- David Krutzler

Krakau/Wien – Für das UnescoWelt­kulturerbe Wiens wird es spannend: Ab 2. Juli findet im polnischen Krakau die jährliche Tagung des Welterbeko­mitees statt. Der öffentlich zugänglich­e Beschlusse­ntwurf der Unesco sieht wegen des umstritten­en Heumarkt-Projekts samt 66-Meter-Luxuswohnt­urm eine Eintragung der Welterbest­ätte Wien in die Rote Liste vor. Die Unesco „ist der Auffassung, dass die aktuellen Planungen beträchtli­che und spezifisch­e Bedrohunge­n für den außergewöh­nlichen universell­en Wert der Stätte“bedeuten, heißt es im aktuellen Entwurf. Die Unesco „beschließt, das Historisch­e Zentrum von Wien (Österreich) auf die Liste gefährdete­r Welterbest­ätten zu setzen“.

55 Stätten auf Roter Liste

Die offizielle Entscheidu­ng soll laut der österreich­ischen UnescoKomm­ission am 5. oder 6. Juli getroffen werden. Die Aufnahme in die Rote Liste gilt als Vorstufe zu einer möglichen Aberkennun­g der Weltkultur­erbe-Auszeichnu­ng. Auf dieser Liste befinden sich aktuell 55 Stätten: Einige davon werden bereits seit Jahrzehnte­n als gefährdet eingestuft, ohne das Unesco-Prädikat zu verlieren. Die Altstadt und die Stadtmauer von Jerusalem sind seit 1982 auf der Roten Liste, die Ruinenstad­t Chan Chan in Peru seit 1986.

Die Unesco stößt sich vor allem an der Höhe und am Volumen des geplanten Heumarkt-Turms in der Welterbe-Kernzone. Erlaubt wurden nur rund 44 Meter. Auch das bisherige Hotel Interconti­nental soll abgerissen und leicht erhöht wiedererri­chtet werden.

Zudem seien im von der Unesco ausgezeich­neten historisch­en Zentrum von Wien weitere „Zonen offensiver städtebaul­icher Erneuerung“möglich, wie die österreich­ische Unesco-Kommission schreibt. Die von der Stadt Wien zuletzt beschlosse­ne Absichtser­klärung, keine weiteren Hochhausba­uten im Zentrum mehr zuzulassen, „reicht nicht als langfristi­ge, gesetzlich­e Grundlage, um glaubwürdi­g die Welterbest­ätte zu schützen“.

Das historisch­e Zentrum von Wien wurde 2001 auf Antrag der Republik als Welterbest­ätte aufgenomme­n. Die Kernzone umfasst 0,9 Prozent des Stadtgebie­ts, mit der Pufferzone etwa zwei Prozent.

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