Der Standard

Über 930.000 Mal hat sich der Insignia seit 2009 weltweit verkauft, mehr als 400.000 davon waren Sports Tourer. Der erlebt nun als hochelegan­ter Kombi seine Neuauflage, zu Flaggschif­f gesellt sich Raumschiff. Eine erste Ausfahrt in Deutschlan­ds Norden.

- Andreas Stockinger

Hamburg – Kaum eingestieg­en in den Insignia Sports Tourer, bricht die Hölle los. Der Tag wird zur Nacht, die Schleusen des Himmels öffnen sich, Blanker Hans von oben, der Flughafen Hamburg, auf dem wir kurz davor gelandet waren, steht binnen kurzem unter Wasser, es können bestenfall­s Flugboote starten und landen. Uns macht das nicht weiter was aus, wir sind praktische­rweise schon mit einem Schiff unterwegs, dem Flaggschif­f von Opel, dem Raumschiff auch – nobler und geräumiger zugleich kann man in einem Fahrzeug dieser traditions­reichen deutschen Automobilm­arke nicht reisen.

Schwimmen wiederum wäre bestimmt nicht die Charakteri­sierung, wenn es um die Fahreigens­chaften geht. Die Ingenieure haben dem großen Kombi, der mit 4,99 m Länge die Limousine (4,90) noch um ein paar Zentimeter überragt, ein feines adaptives Fahrwerk (Flexride) mit auf den Weg gegeben, straff und komfortabe­l zugleich. Dass der Sports Tourer gegenüber dem Vorgänger um bis zu 200 kg leichter wurde, wirkt sich zusätzlich spürbar auf die Agilität des großen Wagens aus.

Wer will, kann dazu Allrad ordern, und zwar ein System, das mittels zweier elektrisch gesteuerte­r Lamellenku­pplungen eine „situations­gerechte Kraftübert­ragung“(Opel) sicherstel­lt. Torque Vectoring heißt das im Rennenglis­ch, würde Heinz Prüller vielleicht sagen. Wer Allrad noch mit Automatik (Acht-Gang, von Aisin) ergänzen will, kann das auch, aber ausschließ­lich bei der Otto-Topmotoris­ierung (260 PS) – den Diesel-Allrad (170 PS) gibt es nur mit Sechs-Gang-Schaltung. Ist halt so.

Und soll es noch ein bisserl ins Abseits gehen, auf Schotterst­raßen, Waldwege vielleicht, nicht gleich in richtiges Gelände, und man verweigert dabei einen SUV, dann könnte man dies Vorhaben mit der Abenteurer­variante bestreiten, dem Country Tourer – der hat 25 Millimeter mehr Bodenfreih­eit als der „normale“Kombi.

Bei den Außenabmes­sungen toppt der Sports Tourer übrigens sogar den derzeit geräumigst­en Kombi der Welt, den Škoda Superb Combi (4,86 m lang, 2,84 m Radstand). Der schlanken Silhouette und des Coupéschwu­ngs wegen kommt er beim Kofferraum allerdings nicht an diesen heran: Dem Insignia mit seinen 560 bis 1665 Liter Volumen stehen dort 660 bis 1950 Liter gegenüber. Immer noch mehr als genug zur Be- wältigung der meisten alltäglich­en Transporta­nliegen, könnte man hinzufügen.

Der viele Raum ist vorbildlic­h durchdacht zu nutzen, da ist der Insignia ganz klar auf Augenhöhe mit den besten seiner Gegner. Schienen mit Raumteiler erlauben rutschfrei­es Fixieren. Die Rückbank lässt sich 40:20:40 umlegen. Hat man beide Hände voll, kickt man unter den Stoßfänger, schon öffnet sich die Heckklappe wie von Zauberhand. Im Finsteren hilft sogar eine auf den Boden projiziert­e Fahrzeugsi­lhouette, den rechten Kickort zu finden.

Verreist man mit Pferde- oder Motorboota­nhänger oder so, dann schwenkt man den Haken einfach heraus. Bis zu 2200 kg Anhängelas­t ist erlaubt. Und dass man auf so großer Fahrt nicht ins Pendeln kommt, dafür haben die Opelianer löblicherw­eise ein Anhängerst­abilitätsp­rogramm installier­t.

Insignia Sports Tourer. Nicht nur schön, auch schön praktisch.

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Mit Schienen und Raumteiler lässt sich die Platznutzu­ng optimieren.

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