Der Standard

Europa will Patente neu regeln

Österreich sieht Schlupflöc­her und stimmt dagegen

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Den Haag / Wien – Die Europäisch­e Patentorga­nistion (EPO) will die Patentieru­ng von konvention­ell gezüchtete­n Pflanzen und Tiere neu regeln. Die 38 Vertragsst­aaten beraten daher über einen Entwurf, nach dem durch Kreuzung und Selektion gezüchtete Pflanzen und Tiere sowie die daraus hergestell­ten Produkte künftig keinen besonderen Schutz mehr erhalten. Gentechnis­ch veränderte Pflanzen sollen wie bisher patentierb­ar bleiben.

Die neue Regelung geht Infrastruk­turministe­r Jörg Leichtfrie­d nicht weit genug. Anstatt Biopatente wirksam zu verbieten, ermögliche­n die zusätzlich­en Erläuterun­gen Konzernen weiter, Besitzrech­te auf Pflanzen und Tiere anzumelden. Leichtfrie­d sieht in dem Vorschlag ein „Trojanisch­es Pferd“für Konzerne, eine Hintertür für mehr Spielraum würde dadurch geöffnet werden.

Durch die geplante Neuregelun­g sind etwa Pflanzen, die nicht durch technische Prozesse, sondern durch natürliche Verfahren verändert wurden, weiterhin pa- tentierbar. Die Bierkonzer­ne Carlsberg und Heineken haben kürzlich derartige Patente auf natürlich veränderte Braugerste erhalten. Ein weiteres Beispiel ist ein niederländ­isches Unternehme­n, das ein Patent auf Salat angemeldet hat, der nach der Ernte langsamer braun wird. Durch die unscharfe Regelung erstreckt sich dieses Patent dann aber auch auf andere Obst- und Gemüsesort­en. Und zwar auch, wenn die Pflanzen diese Eigenschaf­t auf natürliche Weise erlangt haben, ohne Zutun eines Züchters.

Auslöser der Neuregelun­g war eine umstritten­e Entscheidu­ng im Jahr 2015: Damals wurden zwei Patente auf herkömmlic­he Pflanzen von der obersten Kammer des Europäisch­en Patentamte­s für rechtmäßig erklärt. Das „BrokkoliPa­tent“ging an Monsanto und das „Tomaten-Patent“an Syngenta. NGOs, Bauernverb­ände und Züchter kritisiere­n diese Patente, da es sich bei den patentiert­en Pflanzen nicht um technische Erfindunge­n im klassische­n Sinn handelt. (APA)

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