Angehende Ärzte üben am künstlichen Körper
Sogenannte hybride Simulatoren könnten künftig vermehrt in der Ausbildung eingesetzt werden
Linz/Wien – Mensch und Roboter: Die Medizin ist eine Branche, in der diese Synergie bereits beobachtbar ist. Technologien werden nicht mehr nur zur Datenspeicherung und Diagnose eingesetzt – sie sind längst wesentlicher Teil der Behandlung. In einigen Krankenhäusern in Wien operieren Chirurgen etwa über einen Joystick mit einem Roboter.
Aber auch in der Ausbildung angehender Ärzte könnten neue Technologien künftig stärker eingesetzt werden. An den ent- sprechenden Methoden forscht Andreas Schrempf, Professor am Studiengang Medizintechnik der Fachhochschule Oberösterreich. Über die neueste Innovation – sogenannte hybride Simulatoren – wird Schrempf bei der Triennale-Konferenz der International Association of University Presidents (IAUP) in Wien berichten.
Zu unterscheiden seien grundsätzlich mehrere Typen von Simulatoren, sagt Schrempf. Zunächst einfache softwarebasierte: Studierende lernen über ein Computerprogramm. „Zum Beispiel bekommen sie ein Video zu sehen, in dem ein Patient von einem Problem erzählt. Unter Zuhilfenahme zusätzlicher Informationen müssen sie eine Entscheidung treffen und Maßnahmen einleiten.“Schließlich erhalte man eine Auswertung: „Was war richtig, und was war falsch?“
Ein zweiter Simulatorentyp sind Patientenphantome, an denen Studierende manuell trainieren. Diese können mit komplexerer Sensorik ausgestattet werden: „Dann bewegen sich Augen und Brustkorb, die Puppe kann sogar bluten.“Anwendung fänden sie etwa in der Notfallmedizin.
Nochmals futuristischer muten die sogenannten hybriden Simulatoren an: Sie kombinieren beides, die Software und das Phantom, miteinander. Die angehenden Chirurgen operieren mit echten Geräten an einem künstlichen Rücken. So können sie bestimmte neurologische und orthopädische OP-Techniken und - Fertigkeiten an der Wirbelsäule erproben. „Beispielsweise üben sie, die Nadel in die Nähe des Rückenmarks einzuführen.“
Angeschlossen ist das Patientenphantom wiederum an einen Rechner mit Bildschirm, der das Innere der Puppe auch in 3D anzeigt. „So lässt sich etwa erkennen, ob die Nadel im richtigen Winkel eingeführt wurde.“
Ein Vorteil des digitalen Trainings sei, „dass es kostengünstig ist“, sagt Schrempf. „Man braucht keine spezielle Infrastruktur, nur einen Computer.“Ein weiteres angebliches Plus der neuartigen Simulatoren: Der Tastsinn werde nicht vernachlässigt, Haut und Knochen des Phantoms fühlten sich an wie beim echten Menschen. Die Haptik zu trainieren sei für Ärzte wichtig, „denn viele Eingriffe werden ohne bildgebende Verfahren, quasi blind, durchgeführt“, so Schrempf.
Vorreiter bei der Anwendung der Technologie in der Medizinerausbildung seien die USA. In Österreich würden derzeit vor allem die softwarebasierten Simulatoren und einfache Phantome eingesetzt, die hybriden Simulatoren „relativ wenig bis gar nicht“. Geplant ist der Einsatz aber am Klinikum Wels-Grießkirchen und an der neu gegründeten KeplerUniversitätsklinik in Linz. (lib)