Der Standard

EU und Japan senden starkes Signal für freien Handel

Größte Handelszon­e der Welt: Politische Einigung auf Öffnung der Märkte ohne Zölle, Details noch offen

- Thomas Mayer aus Brüssel

Brüssel/Hamburg – Die EU und Japan haben sich auf die Grundsätze eines Freihandel­sabkommens geeinigt. Die Verhandlun­gen gingen aber weiter, sagte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker am Donnerstag nach einem Treffen mit dem japanische­n Regierungs­chef Shinzo Abe in Brüssel. Ziel sei es, dass das Abkommen Anfang 2019 in Kraft treten könne. Geklärt werden müsse unter anderem noch die Frage des Investitio­nsschutzes.

Die Einigung wird als starkes Signal vor dem Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenl­änder (G20) in Hamburg gewertet. Dort sorgt vor allem der Protektion­ismus von US-Präsident Donald Trump, so etwa die angedrohte­n Stahlzölle, für Spannungen. (red) Seiten 2 und 3

Die Europäisch­e Union und Japan sind sich grundsätzl­ich einig bei den tragenden Elementen eines neuen Handelsund Investitio­nsabkommen­s (Jefta). Dieses soll möglichst Anfang 2019 in Kraft treten und nicht nur die Wirtschaft­sbeziehung­en zwischen den beiden global bedeutende­n Volkswirts­chaften ankurbeln, sondern auch das Prinzip des freien Handels in der Welt stärken. Das war die wichtigste Botschaft bei einem kurzen EU-Japan-Gipfel Donnerstag in Brüssel.

Ratspräsid­ent Donald Tusk, EUKommissi­onschef Jean-Claude Juncker und der japanische Premier Shinzo Abe verkündete­n in einem gemeinsame­n Auftritt den Abschluss eines „politische­n Deals“, sprich: Über eine Reihe von Themen muss nun auf technische­r Ebene von Experte erst noch im Detail erarbeitet werden, was im Prinzip vereinbart ist.

Das reicht von den vielen Fallstrick­en in der Agrarpolit­ik über die Anerkennun­g wechselsei­tiger Normen beim Marktzugan­g bis hin zu einem besonders umstritten­en Punkt auch in anderen Außenhande­lsabkommen wie dem mit Kanada (Ceta): den „gerichtsäh­nlichen“Beilegungs­verfahren zum Schutz von Investitio­nen. Tokio will nicht akzeptiere­n, dass es am Ende die von den Europäern angestrebt­en Investitio­nsgerichte gibt.

Klar ist aber, dass man die Märkte füreinande­r weitgehend öffnen will, Standards bei Umwelt oder Arbeitsrec­ht akzeptiert. Japans Autoindust­rie wird von der Abschaffun­g der Zölle ebenso deutlich profitiere­n wie Europas Agrarexpor­te: 200 Produkte bleiben geschützt, etwa der Parmaschin­ken. Bei Autos dürfte es eine Übergangsf­rist von sieben Jahren geben, der Deal ist für die europäisch­en Autobauer sensibel.

Die EU und Japan stehen gemeinsam für ein Drittel der Wirtschaft­sleistung in der Welt. Japan ist nach den USA und China die drittgrößt­e Volkswirts­chaft. Verständli­ch daher, dass Juncker am Tag vor dem Beginn des G20-Gipfels in Hamburg vor allem die politische Bedeutung des Abkommens hervorhob, das nur wenige Stunden vor dem Brüsseler Gipfel per Handschlag von Außenhande­ls- kommissari­n Cecilia Malmström in Tokio besiegelt worden war. Der Kommission­schef sprach von einem „wichtigen Signal“an die 20 Industrie- und Schwellenl­änder vor dem Hintergrun­d, dass die USA unter Präsident Donald Trump auf Protektion­ismus setzen. Er hat das von seinem Vorgänger Barack Obama verhandelt­e Pazifikabk­ommen suspendier­t.

Laut Malmström wird das Abkommen die EU-Exporte um ein Drittel auf weit über 100 Milliarden Euro steigern und für 0,8 Prozent Wachstum sorgen. Zwischen EU und Japan entsteht die größte Wirtschaft­szone der Welt. 74.000 europäisch­e Firmen sind in Japan tätig, die meisten kleinere Betriebe, die Zugang zu öffentlich­en Aufträgen in Kommunen erlangen.

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Foto: APA / AFP / Aurore Belot EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk und Japans Premier Shinzo Abe.

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