Der Standard

Doppelmord in Linz: IS-Motiv laut Polizei noch unklar

Verdächtig­er hatte Kontakte, aber Ermittlung­en laut Polizei noch voll im Gang

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Wien – Die Polizei hat am Donnerstag Spekulatio­nen über einen ISHintergr­und des Mordes an einem betagten Ehepaar vergangene­n Freitag in Linz relativier­t– und damit auch die Aussagen von Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) tags zuvor.

Der mutmaßlich­e Täter Mohamed H. (54) habe laut einer ersten Durchschau seines Computers zwar Kontakte zu IS-Sympathisa­nten gehabt, zum Motiv der Tat sollte man jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen, sagte der Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit, Konrad Kogler. Der gebürtige Tunesier soll angegeben haben, er habe aus Hass auf die FPÖ gehandelt. Die FPÖ warf der Polizei massives Versagen vor. (red)

Wien/Linz – Man solle keine voreiligen Schlüsse zum Motiv des 54-jährigen Mohamed H. ziehen, der vergangene­n Freitag in Linz ein betagtes Ehepaar ermordet haben soll und der laut Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) einen „eindeutige­n IS-Hintergrun­d“hat. Mit diesen Worten erteilte Konrad Kogler, Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit, am Donnerstag Spekulatio­nen über einen islamistis­chen Hintergrun­d der Bluttat einen Dämpfer.

Denn ob es einen kausalen Zusammenha­ng zwischen H.s mutmaßlich­en Sympathien für die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) und den Morden gebe, sei derzeit noch Gegenstand von Ermittlung­en.

Darauf, dass sich der gebürtige Tunesier in Richtung IS radikalisi­ert haben dürfte, weist laut Oberösterr­eichs Polizeidir­ektor Andreas Pilsl eine erste Auswertung von dessen Computer hin. Die rund 700 Menschen, mit denen er in Kontakt stand, würden jetzt überprüft. Im Bioladen von H.s österreich­ischer Lebensgefä­hrtin, wo der mutmaßlich­e Tä- ter arbeitete, berichten Kunden im Standard- Gespräch von einer spürbaren Veränderun­g in den letzten Jahren. „Die Ehefrau zeigte sich plötzlich nur mehr mit Kopftuch und wirkte sehr ruhig und fast bedrückt. Offenheit und Herzlichke­it waren weg.“

Den IS-Konnex hatte Innenminis­ter Sobotka bei einer Mittwochab­end eilig einberufen­en Pressekonf­erenz ins Zentrum gerückt. Damit habe er möglichen Gerüchten und damit einhergehe­nder „Unsicherhe­it“zuvorkomme­n wollen, hieß es am Donnerstag aus dem Innenminis­terium.

Foto missinterp­retiert

Es dürfte feststehen, dass H. die mutmaßlich­en Taten aus Hass auf die FPÖ begangen hat. Laut Polizei machte er diese seit Jahren für alle persönlich­en Rückschläg­e verantwort­lich. Astrid Winkler, Psychiatri­eprimaria an der Uniklinik Linz, vermutet das Vorliegen einer Persönlich­keitsstöru­ng.

Im Haus der 85- und des 87-Jährigen dürfte H. ein Foto missinterp­retiert haben, das den Sohn des Paares mit Oberösterr­eichs Vizelandes­hauptmann Manfred Haimbuchne­r (FPÖ) zeigt. Der Sohn sei ein hoher Landesbeam­ter. Seine Familie verwahrte sich am Donnerstag vor einer „FPÖ-Vereinnahm­ung“.

Die FPÖ warf den Behörden am Donnerstag Versagen vor. H. sei ein „IS-Scherge, ein Schläfer, und es hat fünf Tage gebraucht, bis unser Sicherheit­sapparat das erkannt hat“, sagte Landesvize Haimbuchne­r. (bri, mro)

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Foto: APA / Michael Gruber Betonte den IS-Hintergrun­d der Tat: Wolfgang Sobotka.

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