Der Standard

„Aus jeder anderen Partei wäre Peter Pilz längst rausgeflog­en.“

Der frühere Klubchef der Grünen, Andreas Wabl, hält nichts von einer Liste Pilz. Die Grünen würden fast „überkorrek­t“mit ihm umgehen – aus einer anderen Partei wäre er „längst rausgeflog­en“. Das Angebot eines Vorzugssti­mmenwahlka­mpfes besteht immer noch.

- Peter Mayr

Der frühere Klubchef der Grünen, Andreas Wabl, hält nichts von einer Liste Pilz.

Wien – „Aus jeder anderen Partei wäre Peter Pilz längst rausgeflog­en“– Andreas Wabl, langjährig­er Grünen-Mandatar und auch Klubchef, hält die Art, wie seine Partei mit dem Noch-Sicherheit­ssprecher umgeht, für „korrekt, meines Erachtens überkorrek­t“. Das Gleiche würde er auch von Pilz erwarten, denn: „Ich hoffe, dass er verantwort­ungsvoll genug ist und nicht sein eigenes Lebenswerk mitzerstör­t“, sagt Wabl im Gespräch mit dem STANDARD.

Dass Peter Pilz an einer eigenen Wahlliste bastelt, gefällt dem 66-jährigen Steirer gar nicht. Eine eigenständ­ige Kandidatur wäre „eine Schwächung der grünen Politik“. Er erwarte sich ein „verantwort­ungsvolles Handeln aller“, sagte Wabl, der Pilz als „politische­s Tier“beschreibt. Dass er keinen Listenplat­z erhalten habe, „hat ihn sicher schwer getroffen“. Es sei kein Geheimnis, dass es bei Listenaufs­tellungen immer zu Komplikati­onen komme: „Wir wissen, dass alle Menschen eitel sind. Machiavell­i hat darüber auch ein paar Seiten geschriebe­n.“Aber ein Wahlkampf sei „kein Experiment­ierfeld für Beleidigte“. Wabl: „Dass er weiter politisch arbeiten will, ist ja in Ordnung. Dass er das auf Kosten der Partei machen will, die mehr als 30 Jahre lang seine Heimat war, das sollte nicht sein.“

Wie ernst Pilz eine Kandidatur sei, könne er nicht einschätze­n, sagt Wabl. Das hänge letztlich davon ab, ob und welche Mitstreite­r Pilz für seinen Plan gewinnen könne. Diesbezügl­ich nimmt Wabl auch Karl Öllinger und die ebenfalls nicht wiedergewä­hlten Abgeordnet­en Wolfgang Zinggl und Bruno Rossmann in die Pflicht. Diese würden so tun, als ob der Antritt mit einer neuen Liste ein ganz normaler Vorgang sei: „Damit bewegen sie sich auf sehr dünnem Eis“, findet der frühere Grünen-Mandatar. Ein weiterer Punkt sei, ob ausreichen­d finanziell­e Mittel zur Verfügung stünden. Allein auf Spenden zu setzen, sieht er skeptisch – und verweist auf den Hofburg-Wahlkampf von Alexander Van der Bellen: „Unterm Strich gab es dennoch ein Minus von 4,5 Millionen Euro im Grünen-Budget.“

Die Hofburg-Wahl ist für Wabl auch eine Erklärung, warum es seither so schlecht läuft: „Die Grünen hatten sich in dieser Auseinande­rsetzung auch ausgepower­t. Sie haben finanziell schwer geblutet und haben sich personell wahnsinnig angestreng­t.“Ein anderer Punkt: „Zum Teil sind schwere Fehler passiert. Einer davon war sicher die Vorgehensw­eise bei den Jungen Grünen. Man wirft die Jungen nicht einfach raus – auch wenn sie disziplinl­os waren und Fehler machten. Das hätte man alles aushalten müssen.“

Geduldsspi­el

Bei Pilz ist die Geduld der Grünen aber noch nicht erschöpft. Das Angebot der Partei, das Urgestein auf einen hinteren Platz der Bundeslist­e zu hieven und einen Vorzugssti­mmenwahlka­mpf zu unterstütz­en, bestehe weiter, sagte Bundesspre­cherin Ingrid Felipe am Donnerstag im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Sie selbst strebe aber nicht aktiv Gespräche an. Über die „Wechselhaf­tigkeit“der Aussagen von Pilz zeigt sie sich „irritiert“. Ein Antreten mit einer eigenen Liste sei dessen Entscheidu­ng. Er müsse diese „selbstbest­immt“treffen.

Ob mit oder ohne Pilz – bezüglich der eigenen Erwartunge­n gibt sich Felipe als „Fundamenta­lopti- mistin“zuversicht­lich: Die Zweistelli­gkeit sei das Wahlziel. Dass eine eigene Pilz-Liste den Grünen schaden würde, glaubt Felipe nicht unbedingt: „Das ist schwer zu prognostiz­ieren. Die politische Landschaft ist sehr volatil.“Der Rückzug von Eva Glawischni­g als Parteichef­in sei jedenfalls der „mindestens gleich große, wenn nicht der größere Verlust“für die Grünen als jener von Pilz. Ob es eine Schmerzgre­nze hinsichtli­ch des Wahlergebn­isses gebe? Dazu wollte die neue Bundesspre­cherin nichts sagen.

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Alt-Grüner Andreas Wabl: „Zum Teil sind schwere Fehler passiert. Einer davon war sicher die Vorgehensw­eise bei den Jungen Grünen.“

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