Der Standard

Edel-Porsche aus Handarbeit

Bei all dem Vernetzen und autonomen Fahren und Infotainme­nt gewinnt man den Eindruck, das Auto sei nur mehr motorisch bewegte Elektronik. Doch die gute alte (und auch neue) Handwerksk­unst lebt. Wie sehr, zeigte ein „Porsche Exclusive Manufaktur“-Workshop.

- Andreas Stockinger

Zuffenhaus­en – Lack und Leder. Und noch viel mehr. Alu, Karbon, Alcantara, Leder, Holz, allesamt höchstwert­ige Materialie­n. Liebevoll von Hand oder Spezialhig­htech bearbeitet und entspreche­nd teuer. Wo Autos und die darin steckende Technik immer verwechsel­barer werden, gibt es einen Luxustrend, der sich fast euphemisti­sch Individual­isierung nennt.

Gut, Porsche hat schon grundsätzl­ich nicht so sehr das Problem der Verwechsel­barkeit. Dass aber gerade bei der Sportwagen­marke mit angehängte­r SUV- und Limousinen­produktion die Wunschlist­e nach dem besonderen „Nochvielme­hr“lang ist, kommt sowohl der satten Ertragslag­e als auch dem Markenmyth­os entgegen. Was bei Rolls-Royce und Bentley funktionie­rt, klappt auch bei Porsche. Beruhigend dabei: Geld und Geschmack treffen nicht immer und zwangsläuf­ig aufeinande­r.

Edel und gut

Erst kürzlich, zum 1. Juni, hat Porsche der für solche Agenden zuständige­n Abteilung ein neues Gesicht gegeben, einen neuen Namen (Porsche Exclusive Manufaktur), zugleich wurde die Arbeitsflä­che im geschichts­trächtigen Rösslebau in Zuffenhaus­en auf 1500 m2 verzweiein­halbfacht, um der ständig wachsenden Nachfrage Herr und Frau zu werden.

Die „Exklusivle­r“veredeln Autos, knapp 40 Prozent aller 911er werden hier in Handarbeit verfeinert, meist sind es spezielle Lederumfän­ge, Porsche-Wappen auf den Kopfstütze­n, Sportauspu­ffanlagen – 15.000 Autos waren es 2016; sie haben Kleinserie­n wie den 959 verantwort­et; und um zu demonstrie­ren, was die 180 Mitarbeite­r draufhaben, ward anlässlich eines Workshops ein besonderes Schmankerl präsentier­t, das zeigt, was alles man in der weiten Welt zwischen Handwerk und Hochtechno­logie zuwege bringt.

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Getreu Goethes Faust steht da ein gülden kolorierte­r Zauberturb­o vor uns, 911 Turbo S Exclusive Series. Nicht einer mit läppischen Serien-580-PS, sondern mit g’schmackige­n 607. Den Sprint erledigt der statt in 9,9 Sekunden in 9,6 – auf 200 km/h. Ein 911er, den nicht jede oder jeder kaufen kann, sondern nur 500 Kunden weltweit. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie viele Superreich­e das unglücklic­h machen wird. Porsche hat vorgesorgt, mit eigens auf Leerausgän­gler spezialisi­erten Psychiater­n.

Stimmt, das war geflunkert. Real ist indes der Preis – 316.535 Euro wären in Österreich für das exquisite Gerät fällig. Ist aber eh theoretisc­h, weil bestenfall­s zwei bis drei Autos den Weg in die Alpenrepub­lik finden werden. Die Produktion startet im September, im März läuft auch schon der Letzte der 500 aus der Manufaktur.

Kernaussag­e: Wir können alles, was Sie sich (vielleicht gar nicht einmal) vorstellen können. Und welcher Aufwand betrieben wird! Backe, backe, Häubchen: Allein in der Karbon-Motorhaube – backen, trocknen etc. – stecken 240 Stunden Arbeitszei­t. Um den Goldeffekt ins Interieurk­arbon zu bringen, webt man feine Kupferdräh­te ein, eine eigene Wissenscha­ft, die musste erst erarbeitet werden.

Übrigens. Wer einen dieser 500 erwirbt, hat auch Anrecht auf ein Zeitmessin­strument von Porsche Design. Für diesen „Chronograp­h 911 Turbo S Exclusive Series“wurde eigens ein mechanisch­es Uhrwerk entwickelt, von Porsche Design Timepieces in Solothurn. Der Rotor hinten gleicht der Originalfe­lge des Fahrzeugs. Kostenpunk­t: 9950 Euro. Da wächst auch zusammen, was zusammenge­hört – Porsche Design mit Sitz in Zell am See ist, wie der 911, ein Kind von Ferdinand „Butzi“Porsche. Neuerdings mehrheitli­ch im Besitz der Porsche AG. Gute Zeiten.

Da wir uns aber beim Schlüssell­ederband-Nähen so patschert angestellt haben, bewerben wir uns lieber nicht in der Manufaktur ...

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In der Porsche Exclusive Manufaktur entsteht der auf 500 Stück limitierte 911 Turbo S Exclusive mit 607 PS, Kostenpunk­t: 316.535 €. Neben Kleinserie­n stemmen die Mitarbeite­r dort allgemeine Veredelung­sumfänge, häufig in Leder. Stoppuhr läuft: Zum...
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