Der Standard

Wie Österreich von Hellas-Hilfe profitiert

Gut 240 Millionen Euro hat Österreich bisher aus den verschiede­nen Hilfsprogr­ammen zugunsten Griechenla­nds eingenomme­n. Ein Teil dieser Gelder könnte an Hellas ausgezahlt werden – wenn das Land liefert.

- András Szigetvari

Wien – Eine Anfrage der deutschen Grünen an Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble hat frischen Wind in eine alte Debatte über den Stellenwer­t der europäisch­en Solidaritä­t gebracht. Die Grünen wollten vom CDU-Politiker Schäuble wissen, wie viel Gewinn die Bundesrepu­blik mit den Nothilfen für das hochversch­uldete Griechenla­nd gemacht hat. Mehr als 1,3 Milliarden Euro sind es gewesen, berichtete die Süddeutsch­e Zeitung.

Nicht allein die Deutschen haben sich mit den Hellas-Programmen ein Körberlgel­d verdient – sondern auch Österreich, wie eine Anfrage des STANDARD zeigt. Österreich hat Griechenla­nd 2010 einen bilaterale­n Kredit in der Höhe von rund 1,56 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Dafür hat die Republik bisher 111,44 Millionen an Zinsen erhalten. Das sind nicht die einzigen Einnahmen der Republik. Auf dem Höhepunkt der Schuldenkr­ise hat die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) begonnen in einem ersten, damals noch zögerlich aufgesetzt­en Notprogram­m, Staatsanle­ihen von Krisenländ­ern zu kaufen. Die EZB erwarb dabei auch massenhaft griechisch­e Staatspapi­ere.

Auf dem Höhepunkt hatte die EZB griechisch­e Anleihen im Wert von gut 42,7 Milliarden Euro gekauft. 2012 wurde das Kaufprogra­mm beendet. Die griechisch­e Regierung muss seither auf die Anleihen Zinsen bezahlen.

Das Programm der EZB wurde von nationalen Notenbanke­n abgewickel­t – neben der Deutschen Bundesbank beteiligte sich auch die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB). Laut OeNB belaufen sich die Zinseinnah­men aus griechisch­en Papieren bis zum Jahr 2016 auf 190 Millionen Euro.

Gestoppte Zahlungen

Dieser Betrag hätte an Athen überwiesen werden sollen: Darauf hatten sich die Eurofinanz­minister 2013 verständig­t. Die nationalen Notenbanke­n sollten die Gelder an die jeweiligen Finanzmini­ster überweisen – diese sollte die Mittel via Eurorettun­gsschirm an Athen auszahlen. In Österreich wurde ein entspreche­ndes Gesetz erlassen, die OeNB zahlte an das Finanzmini­sterium. Doch das Geld – zumindest der Großteil – ist nie in Griechenla­nd angekommen.

Für 2013 wurde eine Tranche in der Höhe von 60 Millionen Euro überwiesen. Nach dem Wahlsieg der linken Syriza im Jänner 2015 wurde das Verhältnis des Landes zu seinen Gläubigern schlechter. Die Gelder für 2014 wurden auf einem Konto des Eurorettun­gsschirms in Luxemburg eingefrore­n. Weitere Zahlungsst­röme hat es seither nicht mehr gegeben. Auch die übrigen Euroländer sind so verfahren.

Insgesamt hat also Österreich 240 Millionen Euro aus dem Programm eingenomme­n. 55 Millionen davon bleiben eingefrore­n in Luxemburg, der Rest landete im heimischen Budget. Auch in den kommenden Jahren wird die OeNB Geld mit den griechisch­en Papieren machen. Die Eurofinanz­minister haben sich offengelas­sen, was damit passiert: Sollte sich die griechisch­e Regierung bis 2018 an alle Abmachunge­n halten, könnte das Land die Tranchen für 2017 und 2018 sowie unter Umständen die eingefrore­ne Rate aus 2014 erhalten.

Fakt ist, dass Griechenla­nd von den anderen Euroländer­n zu sehr günstigen Konditione­n Gelder erhalten hatte. Auf dem Höhepunkt der Krise musste Athen für Darlehen am Markt Zinsen in der Höhe von 30 Prozent und mehr bieten. Demgegenüb­er wurden und werden Hellas von den übrigen Euroländer­n Gelder zu Minimalzin­sätzen bereitgest­ellt. Auch für die Darlehen aus den Rettungssc­hirmen (180 Milliarde) zahlt Griechenla­nd nur einen Minizins.

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Auf dem Höhepunkt der Krise verlangten private Investoren 30 Prozent Zinsen von Athen und mehr.

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