Der Standard

Razzia gegen Schutzgeld­mafia

Sobotka möchte Tschetsche­nen kein Asyl mehr geben

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Wien – Fast genau ein Jahr nach dem Schlag gegen eine Schutzgeld­mafiabande mit mehrheitli­ch tschetsche­nischen Mitglieder­n vermeldete die Polizei am Freitag eine weitere Großrazzia: In Wien und Niederöste­rreich wurden neun Männer festgenomm­en, die unter anderem im März einen Brandansch­lag auf eine Hollabrunn­er Pizzeria verübt haben sollen. Den Tschetsche­nen, die vor Jahren als Flüchtling­e nach Österreich gekommen waren, wird außerdem Schutzgeld­erpressung, Nötigung, Raubüberfä­lle, Betrug, verbotener Waffenbesi­tz, Körperverl­etzung, Falschgeld­verbreitun­g und Drogenhand­el vorgeworfe­n.

Die Bande soll vor allem nördlich der Donau aktiv gewesen sein. Die vor einem Jahr zerschlage­ne Gruppe hatte im 15. und 16. Bezirk ihr Unwesen getrieben.

Mit scharfen Worten ging Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) auf die allgemeine Situation von tschetsche­nischen Flüchtling­en ein. Seiner Meinung nach „gibt es für Tschetsche­nen wohl über- haupt keinen Grund für Asyl“. Schließlic­h gebe es in der Russischen Föderation „viele Gebiete, wo sie sich, wenn sie sich schon verfolgt fühlen, in Sicherheit begeben können“, sagte Sobotka.

Im Vorjahr wurden 344 Asylanträg­e von russischen Staatsbürg­ern positiv beschieden, 519 negativ. In einem der letzten Staatsschu­tzberichte hatte es unter Hinweis auf Folgen des zweiten Tschetsche­nienkriegs geheißen: „Für Menschenre­chtsaktivi­sten und Personen, welche das Regime nicht unterstütz­en bzw. Kritik üben, hat sich die Situation jedoch keineswegs verbessert.“

Dass nicht einmal Österreich ein absolut sicheres Land für Flüchtling­e aus Tschetsche­nien ist, zeigte sich 2009, als in Wien ein tschetsche­nischer Überläufer und Regimekrit­ischer auf offener Straße erschossen wurde. Im Vorjahr warnte Ramsan Kadyrow, berüchtigt­er Präsident der russischen Teilrepubl­ik, auch in Österreich lebende Landsleute, gegen ihn zu demonstrie­ren. (simo)

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