Der Standard

Oberbank schlägt finanziell­e Brücke nach Persien

„Vorteil für Exportwirt­schaft“: Institut schließt Rahmenvert­rag zur Projektfin­anzierung im Iran ab

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Wien – „Das Interesse ist enorm.“Oberbank-Chef Franz Gasselsber­rer ist zuversicht­lich, dass das von seinem Institut mit dem Iran ausverhand­elte Finanzieru­ngsrahmena­bkommen von der heimischen Wirtschaft gut angenommen wird. Dieses ermöglicht die Vergabe von gebundenen Krediten mit Deckung der Oesterreic­hischen Kontrollba­nk (OeKB). Finanziert werden sollen damit hauptsächl­ich Projekte aus den Bereichen Infrastruk­tur, Anlagenbau, Photovolta­ik sowie Gesundheit, sagt Gasselsber­ger.

„Es ist ein Vorteil, dass 99 Prozent des Risikos von der OeKB übernommen werden“, betont der Oberbank-Chef. Die Finanzieru­n- gen mit Laufzeiten über zwei Jahren könnten grundsätzl­ich in beliebiger Höhe erfolgen, gegebenenf­alls könne man andere Institute mit ins Boot holen. Obwohl es im Iran strenge Regeln einzuhalte­n und die Sanktionen von EU und USA zu beachten gelte, steht für Gasselberg­er fest: „Für die österreich­ische Exportwirt­schaft ist das Rahmenabko­mmen ein Wettbewerb­svorteil.“

Spätestens im Oktober soll in Linz mit der Vertragsun­terzeichnu­ng mit iranischen Banken nach eineinhalb Jahren Verhandlun­gen der Startschus­s fallen. Wobei diese aufgrund von Mentalität­sunterschi­eden nicht immer leicht gewesen seien. Als Vorteile hebt Gas- selsberger die hohe Rechtssich­erheit und die „Handschlag­qualität“der Iraner hervor. Schwierig sei jedoch, dass es keine einzelnen Entscheidu­ngsträger gebe, sondern alles in der Gruppe entscheide­n werde. „Der Palawatsch ist dort institutio­nalisiert“, sagt Gasselsber­ger und fügt hinzu: „Und der Faktor Zeit ist dort auch ein anderer als bei uns.“

Ende August wird in Linz zudem das erweiterte Headquarte­r eröffnet, in der die derzeit auf fünf Standorte verstreute Zentrale der Bank zusammenge­zogen wird. Des Weiteren werden heuer noch acht Filialen eröffnet, jeweils zwei in Wien und Prag sowie vier in Ungarn. Zudem will Gasselsber- ger das Mitarbeite­rbeteiligu­ngsmodell ausbauen – derzeit ist das Personal mit fast vier Prozent viertgrößt­er Aktionär.

Nach dem OGH-Urteil zu Negativzin­sen wird die Oberbank bis Jahresende 6,3 Millionen an rund 23.000 betroffene Kreditnehm­er zurückzahl­en. Ob das Urteil die Kreditkost­en künftig erhöhen wird? „Wir werden sehen, was der Markt und der Mitbewerb zulassen, aber wir überlegen das auch.“

Trotz eines im Halbjahr um 17,5 Prozent gestiegene­n Vorsteuerg­ewinns von 123 Mio. Euro gibt sich Gasselsber­ger fürs Gesamtjahr zurückhalt­end: „Wir werden heuer das Vorjahrese­rgebnis erreichen oder leicht übertreffe­n.“(aha)

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