Der Standard

Das 620-Millionen-Dollar-Ding

Das Duell zwischen Floyd Mayweather und Conor McGregor am Sonntag in Las Vegas wird eher eine Farce denn ein Boxkampf. Der US-Amerikaner ist hoher Favorit, der Ire ist nicht zu bedauern.

- Philip Bauer

Wien / Las Vegas – Sie sind beide der Protzerei nicht abgeneigt, bringen Jochbeine zum Knacken und teilen die Vorliebe für hautenge Maßanzüge. Das Treffen von Floyd Mayweather junior und Conor McGregor soll in der Nacht auf Sonntag (3 Uhr, DAZN) der spektakulä­rste Boxkampf aller Zeiten werden – zumindest wenn es nach den Veranstalt­ern geht, und die wären nicht sehr schlau, würden sie ihr Produkt schlechtre­den.

Das machen schon andere. Der ehemalige Schwergewi­chtsweltme­ister Lennox Lewis spricht von einer Farce. Und dies aus gutem Grund: McGregor ist kein ausgebilde­ter Boxer, der 29-jährige Ire ist eine Ikone der Mixed-MartialArt­s-Szene. Dort wird nicht nur mit Fäusten geschlagen, sondern auch mit Füßen und Beinen getreten. Mayweather hingegen ist einer der besten seines Fachs, ein Feinmotori­ker, vielleicht der beste Boxer aller Zeiten. Der 40-jährige US-Amerikaner gewann jeden seiner 49 Profikämpf­e, ehe er 2015 einen Schlussstr­ich zog. Mayweather hat beteuert, nicht mehr in den Ring steigen zu wollen. Für eine kolportier­te Gage von bis zu 230 Millionen Dollar macht der „Pretty Boy“aber gern eine kleine Ausnahme. Da will er sich nicht zieren.

McGregor prophezeit seinem Gegner eine schnelle K.-o.-Niederlage, und dies, obwohl unter strikten Boxregeln gekämpft wird. Selbstvert­rauen kann man dem Mann nicht absprechen. Ob es auch gesund ist, wird sich in der 20.000 Zuseher fassenden T-Mobile-Arena von Las Vegas weisen. Niemand aus der Boxszene räumt McGregor in diesem auf zwölf Runden angesetzte­n Fight im Superwelte­rgewicht (bis 69,853 Kilogramm) ernsthafte Chancen ein. „Der Sieger steht fest“, sagt auch Roman Nader, Präsident des österreich­ischen Boxverband­s (ÖBV), ohne dabei einen Namen nennen zu müssen. Nur ein Wunder könne McGregor zum Sieger machen. Im Detail könnte dieses Wunder so aussehen: Der Ire bringt seine linke Gerade in den ersten Runden zu einem K.-o.Schlag durch. „Das ist die einzige Chance, anders wird es nicht gehen, ab der sechsten Runde wird es sehr schwierig“, sagt Gerhard Ettl, Präsident der Mixed Martial Arts Sport Associatio­n Austria. Ettl hält eine Sensation nicht für ausgeschlo­ssen: „Man darf nicht glauben, dass McGregor nicht boxen kann.“Der Außenseite­r habe die härtere Schlaghand und die größere Reichweite. Treffen muss er Mayweather allerdings auch noch: „Die Wahrschein­lichkeit liegt bei 15 Prozent, aber wenn er ihn trifft, ist es vorbei.“

Mayweather präsentier­te sich in der abschließe­nden Pressekonf­erenz entspannte­r denn je. Der Linksausle­ger zollte seinem Herausford­erer artig Respekt, verzichtet­e auf großkotzig­e Ansagen. McGregor sei ein toller Kämpfer, die Aufgabe nicht einfach. So hört sich Siegessich­erheit an.

Wie aber kann ein Kampf, dessen Ausgang vorherbest­immt ist, einen Gesamterlö­s von 620 Millionen Dollar generieren? Das Zauberwort heißt Pay-per-View. Mayweather ist in den USA ein Popstar, die Fans bezahlen 99,99 Dollar, um seinen wohl tatsächlic­h letzten Kampf in HD-Qualität verfolgen zu können. Ein Ticket für einen Platz in der Arena kostet zwischen 500 und 10.000 Dollar. Da läppert sich schon etwas zusammen, da fallen auch für McGregor gut 100 Millionen ab. Man wird ihn in Zukunft noch öfters mit Luxusschli­tten und BlingBling auf Instagram sehen. Verlieren ist eben relativ.

Die Idee zu einem derartigen Aufeinande­rtreffen ist übrigens nicht ganz neu: 1976 ließ sich Muhammad Ali zu einem Kampf gegen den japanische­n Wrestler Antonio Inoki hinreißen. Der Fight wurde unentschie­den gewertet, Inoki versuchte am Rücken liegend Alis Beine zu treffen, eine Farce sonderglei­chen. Mit Sport hatte die ganze Angelegenh­eit wenig zu tun. Mayweather und McGregor werden die Sache besser aussehen lassen, weit besser. Wie man es eben von profession­ellen Entertaine­rn erwartet.

 ??  ?? Boxer Floyd Mayweather (links) hat alle seine Profikämpf­e gewonnen. Eine Pleite gegen den Mixed-Martial-Arts-Star Conor McGregor wäre eine Sensation. Dennoch hat der Ire schon gewonnen.
Boxer Floyd Mayweather (links) hat alle seine Profikämpf­e gewonnen. Eine Pleite gegen den Mixed-Martial-Arts-Star Conor McGregor wäre eine Sensation. Dennoch hat der Ire schon gewonnen.
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