Der Standard

Erwartbare­r Aufstand

- Manuel Escher

Die Nachrichte­n, die Myanmars Regierung am Freitag nach und nach bekanntgab, wurden immer eindeutige­r: Zunächst zwölf, später 32, und noch später mehr als 70 Menschen sind demnach bei Unruhen im Teilstaat Rakhine getötet worden. Auch die Schuldfrag­e scheint in den Meldungen klar: Bewaffnete Rohingya – bis zu tausend Menschen – hätten Polizeipos­ten angegriffe­n und dabei auch selbstgeba­stelte Bomben verwendet.

Wenn der Ablauf der Ereignisse so stimmt, wie ihn die Regierung schildert, haben die Angreifer der Sache der Rohingya keinen Dienst erwiesen. Das Bild, wonach die Eskalation der Gewalt von Mitglieder­n der unterdrück­ten Gruppe ausgeht, macht es schwer, sie zu verteidige­n – auch für jene, die sonst anprangern würden, dass noch immer hunderttau­sende Menschen gezielt ihrer Lebenschan­cen beraubt werden und dass die demokratis­ch gewählte Regierung systematis­che und pauschale Gewalt duldet.

Überrasche­nd kommt die Eskalation aber nicht. Schon lange warnen Beobachter, dass die Rohingya sich stärker gewaltbere­iten Gruppen zuwenden könnten, sollte sich an ihrer Lage nichts ändern. Die Regierung darf auch die Warnungen nicht missachten, die von einem Erstarken der radikalen Islamisten in der muslimisch­en Gruppe warnen. Wenn die Extremiste­n die Einzigen sind, die den Rohingya einen Ausweg anzubieten scheinen, werden sich viele ihnen zuwenden – auch wenn sie sich damit selbst schaden.

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