Der Standard

Milde Gaben auf Pump

- Andreas Schnauder

Irgendetwa­s läuft da falsch. Während Deutschlan­d am Freitag einen Überschuss im Staatshaus­halt von 18 Milliarden Euro zum Halbjahr meldete, klafft hierzuland­e eine Lücke von fünf Milliarden Euro. Selbst ein brummender Konjunktur­motor samt Rekordbesc­häftigung sowie die massive Entlastung der öffentlich­en Kassen durch Nullzinsen reichen in Österreich nicht, um ausgeglich­en zu bilanziere­n. Das Haushaltsl­och ist dabei noch verzerrt, weil sich die Geldinstit­ute mit einer Einmalzahl­ung von der Bankenabga­be freigekauf­t haben. Laufende Einnahmen vom Kreditappa­rat fehlen somit in der Zukunft.

Und noch einen Punkt gilt es zu erwähnen, um die Budgetlage Österreich­s ins richtige Licht zu rücken: Deutschlan­d verlangt Bürgern und Unternehme­n weit geringere Abgaben ab als der heimische Fiskus. Würden hierzuland­e Steuern und Sozialbeit­räge auf das deutsche Niveau abgesenkt, fehlten weitere rund zehn Milliarden.

Vor diesem Hintergrun­d sind auch die diversen Wahlgesche­nke zu betrachten, die noch rasch unter die Urne gelegt werden. Dazu kommt, dass mit Abschaffun­g des Pflegeregr­esses, der Sondererhö­hung der Pensionen und anderen milden Gaben auf Pump gerade beachtlich­e Belastunge­n für den Haushalt beschlosse­n wurden. Somit werden die allgegenwä­rtigen Ansagen einer massiven Entlastung ziemlich unglaubwür­dig. Zumindest dann, wenn nicht klar aufgezeigt wird, wo der Sparstift angesetzt werden soll.

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