„Bastarde,
Der syrische Kurde Masoud Aqil ist TV-Jour Flüchtlingslager traf er erneut auf IS-Leu
Standard: Wie geht es Ihnen? Gut. Aqil:
Standard: schlafen?
Ja, vier Stunden in guten Nächten. Sieben sind ein Glück. Aqil: Aqil:
Können
Sie
nachts
Standard: In Ihrem Buch haben Sie Ihre Zeit als Gefangener des IS ebenso geschildert wie die Flucht nach Deutschland und den Schock, als Sie ehemalige IS-Leute in Flüchtlingslagern trafen. Wie ging es Ihnen beim Schreiben?
Für den Teil über meine Zeit im Gefängnis habe ich zwei Monate gebraucht. Ich versuchte meine Erinnerungen durchzugehen, mit allen schmerzhaften Details. Danach fiel ich in eine Depression. Ich habe eine Pause eingelegt, dann weitergemacht.
Standard: War das Schreiben eine Art von Therapie?
Am Ende schon, dazwischen war es schmerzhaft. Erinnerungen an meine Mitgefangenen kamen hoch, von denen viele Freunde wurden. Leute, denen der Kopf abgehackt wurde. Bei anderen habe ich mich gefragt, wo sie jetzt sind. Aqil:
Standard: Etwa Ihr Arbeitskollege, mit dem Sie für einen kurdischen TV-Sender einen Bericht machen wollten, als Sie vom IS gekidnappt wurden. Er kam nicht mit Ihnen frei. Wissen Sie etwas über ihn?
Leider nicht. Ich habe ihn zuletzt im März 2015 getroffen. Wir hatten eine gemeinsame Zelle, wurden dann aber getrennt. Am Tag meiner Freilassung war ich alleine. Das war ein Schock. Ich hätte glücklich sein müssen, aber ich konnte es nicht. Aqil:
Standard: Wie kam Entführung?
Wir berichteten für einen kurdischen Sender von der Front. Am 15. Dezember 2014 wollten wir ein Interview mit einem Stammesführer machen. Mein Kollege Farhad saß am Steuer, ich schlief auf dem Beifahrersitz. Südöstlich von Qamischlo gerieten wir in eine Straßenkontrolle des IS. Als er mich aufweckte, waren die mit Maschinengewehren und Bomben bewaffneten IS-Leute nur noch Meter entfernt. Es war klar, dass wir nichts tun konnten. Es war für sie ein Leichtes, uns zu entführen und in das von ihnen kontrollierte Gebiet zu bringen. Aqil: Aqil:
es zu
der
Standard: Welche Gedanken kamen Ihnen in diesem Moment?
Ich hatte seltsamerweise keine Angst, ich habe nichts gespürt und wie ein Außenstehender zugesehen. Ich habe auf Details geachtet, ihr Gewand, ihre Augen. Damals war ich überzeugt, dass es der letzte Augenblick meines Lebens sein müsste, weil sie mir sofort den Kopf abschlagen würden. Stattdessen brachten sie uns in ein Gefängnis, wo wir verhört wurden. Aber ich wusste, dass sie uns jederzeit töten könnten, und das haben sie auch demonstriert: Sie haben uns ein Messer an den Hals gehalten, ein Gewehr gegen die Schläfe. Sie wollten uns ihre Macht demonstrieren.
Standard: Die IS-Truppen hatten Ihre Ausrüstung konfisziert. Auf ihren Smartphones konnten sie lesen, was Sie auf Twitter über den IS geschrieben hatten. Dennoch ließ man Sie am Leben. Waren Sie als Journalisten wertvoll? Aqil:
Wäre ich ein normaler Bürger gewesen, hätten sie mich auf der Stelle umgebracht. Damals wurde ein junger Mann enthauptet, weil er per Facebook-Chat mit einer Frau geflirtet hat. Ich aber hatte als Journalist ein Twitter-Profil und habe gegen den IS angeschrieben: in der Hoffnung, dass wir sie eines Tages loswerden. Sie wussten sofort, wer wir waren. Obwohl ich mich nicht als besonders wichtigen Journalisten sah, war ich es für sie. In dieser Zeit begannen kurdische Truppen den IS anzugreifen, sie stießen immer weiter vor. Die kurdischen Truppen hatten an die 600 IS-Leute gefangen, während nur wenige Kurden in IS-Gefangenschaft waren. Das machte uns wertvoll in Bezug auf einen künftigen Gefangenenaustausch.
Standard: Dennoch mussten Sie während der gesamten Gefangenschaft um Ihr Leben bangen?
Ja, ich wurde zum Tod durch Enthauptung verurteilt, und sie haben meinen Fall nicht mehr neu aufgerollt. Aqil:
Standard: Gibt es innerhalb des IS so etwas wie ein Rechtssystem?
Sie tun so, als ob es eines gäbe – auch mit Blick auf westliche Medien, um zu zeigen, dass es sich um einen Staat handle. Natürlich Aqil: INTERVIEW: