, Monster, Idioten“
Rnalistr und war neun Monate lang Gefangener des IS. In einem deutschen ute.u In seinem Buch erzählt der 24-Jährige über seine Erfahrungen.
gibt es das nicht, weil viele Gefangenen auf der Stelle umgebracht werden. Manche, wie ich, wurden aber vor ein sogenanntes Gericht gestellt.
Standard: vorstellen?
Ich konnte nichts sehen, weil mein Gesicht verhüllt war. Sie sagten: Das Urteil lautet Enthauptung. Sie wollten mir zeigen, wie viel Macht sie besitzen. Für sie war es ein Spiel, wie in diesen Hollywoodfilmen, wo der Bösewicht mit seinem Opfer redet, um es am Ende doch zu töten.
Wie darf man sich das
Standard: Nach neun Monaten in verschiedenen Gefängnissen kamen Sie im Zuge eines Gefangenenaustauschs frei.
Ich hätte nie damit gerechnet, dass sich IS-Leute und Kurden treffen könnten, ohne aufeinander zu schießen. Aber so kam es. Es lief über arabische Vermittler, die zu keiner der beiden Seiten gehörten. Beide Seiten legten ihre Waffen ab und kamen einander näher, bis zwischen ihnen nur noch 1000 Meter waren. Dann begann der Austausch der Geiseln.
Standard: Wie würden Sie Ihre Wärter beschreiben – als psychisch krank?
Auf jeden Fall. Wer einem anderen Menschen den Kopf abschlägt oder bereit ist, das zu akzeptieren, ist krank. Als Gefangene mussten wir uns die Videos davon immer wieder ansehen. Das machte ihnen Spaß. Diese Menschen sind Bastarde, Idioten und Monster. Ich habe Probleme zu glauben, wenn einige von ihnen zurückkehren und behaupten, dass sie ihre Leben geändert haben und nun gute Menschen sind.
Standard: Sie beschreiben in Ihrem Buch, dass viele IS-Soldaten drogenabhängig sind. Um die Grausamkeiten zu ertragen?
Manche brauchten keine Drogen. Sie brauchten Religion, es hatte denselben Effekt.
Standard: Obwohl Sie nicht religiös sind, haben Sie im Gefängnis den Koran 62-mal gelesen. Half Ihnen das?
Nein, und schon gar nicht in dieser Situation. Ich habe den Koran gelesen, weil es in meiner Zelle nichts anderes gab. Es half mir, mein Arabisch zu verbessern und meine Wärter besser zu verstehen.
Standard: Wie schafft man es, während einer Gefangenschaft nicht durchzudrehen?
Jeder von uns hat Filme gesehen oder Bücher gelesen, in denen ein Typ von seinen Feinden eingesperrt wird. Als Außenstehende hoffen wir, dass er stark bleibt, nicht aufgibt. Wenn mich meine Freunde eingesperrt hätten, dann hätte das bei mir vielleicht zu Depressionen geführt. Wie konnten sie mir das antun? Aber das waren Feinde, meine Gefangenschaft war das Resultat des Hasses, den sie mir entgegenbringen. Also wusste ich, dass ich stark bleiben musste, nicht aufgeben durfte. Ich versuchte die Gefangenschaft als eine Chance zu begreifen, um später davon erzählen zu können.
Standard: Während der Zeit Ihrer Gefangenschaft gab es zahlreiche IS-Attentate. Wie haben Sie davon erfahren?
Man hat es uns angekündigt, etwa den Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo. Später kamen sie mit ihren Smartphones und zeigten uns, was sie getan hatten. Da wurde mir klar, dass diese Bastarde in Europa waren. Damals habe ich mir allerdings keine großen Gedanken darüber gemacht, ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt.
Standard: Später, als Flüchtling in Deutschland, haben Sie herausgefunden, dass mit Ihnen IS-Leute nach Europa kamen. Wie kam das?
Das ist kein Geheimnis. Jeder Flüchtling wird Ihnen das bestätigen. Ich habe davon gehört und Informationen gesammelt: über das Internet und befreundete Journalisten in meiner Heimat. Ich bin hergekommen, um diese Leute loszuwerden, und muss sehen: Sie sind auch hier. Ihr Ziel ist es, die tolerante europäische Gesellschaft zu zersetzen. Durch Terrorangriffe oder indem sie junge Menschen radikalisieren.
Standard: Ist es dem IS bewusst, dass er Rechten und Rechtsextremen in Europa in die Hände spielt?
Ich glaube nicht, dass sie so weit denken. Das sind keine Intellektuellen. Sie wissen, dass sie Europa attackieren müssen, damit Menschen hier Angst bekommen.
Standard: In Ihrem Buch kritisieren Sie das syrische Regime und die Türkei unter Erdogan.
Der IS ist ein Geschöpf Assads und anderer arabischer Diktatoren. Alle heutigen Führer wurden 2011 aus ihren Gefängnissen entlassen. Damals hätte der Westen Assad noch absetzen können, heute geht das nicht mehr. Palmyra zum Beispiel konnte vom IS nur erobert und zerstört werden, weil sich die syrischen Truppen zurückgezogen haben. Das war ein Trick Assads. So konnte er sich als Retter vor dem Terrorismus in seinem Land präsentieren. Auf einmal war er der Unschuldige.
Standard: Müssen Sie hier Europa um Ihr Leben fürchten?
Ich habe keine Angst. Wir leben hier in einer freien Gesellschaft. Manchmal attackieren uns diese Monster, um uns zu beweisen, dass wir nicht sicher seien. Aber wir sollten ihnen nicht glauben, denn sonst haben sie ihr Ziel erreicht.
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