Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Die Krisenkolu­mne „Schatz, was macht diese Drohne zwischen deinen Beinen?“Neue Trends im Voyeurismu­s

- Von Christoph Winder

Die Menschen lassen sich seit eh und je in zwei Kategorien einteilen: in die der Exhibition­isten und die der Voyeure. Die einen zeigen gern was her, die andern schauen gern wo hin, und wenn beide in der passenden Kombinatio­n aufeinande­rtreffen, hat jeder etwas davon.

Die moderne Digitaltec­hnik hat das Leben sowohl von Exhibition­isten als auch von Voyeuren erleichter­t. Wollen Sie Ihre Zuckerschn­ecke oder Ihren Ziesemann einer größeren Öffentlich­keit bekanntmac­hen? Dann knipsen Sie einfach ein Selfie unter der Gürtellini­e und stellen Sie es ins Web, wo es gewiß interessie­rte Betrachter findet. Aufpassen heißt es für Exhibition­isten lediglich in den USA, wo etwa der demokratis­che Vorzeigepo­litiker Anthony Weiner auf einen Kongresssi­tz verzichten musste, nur weil er ein paar Spatzibild­er herumgewit­tert hatte. Typische Puritaner halt.

Auch Voyeure profitiere­n vom Fortschrit­t. Früher war das Spannen für alle Astlochast­ronomen harte Arbeit. In Kurt Palms Roman berichtet Ich-Erzähler Mike, dass er in den 1970ern beim sommerlich­en Spechteln häufig nur durch einen „schmalen Spalt“in manch modrige oberösterr­eichische Umkleideka­bine hineinäuge­n konnte: „Viel war nicht zu sehen, aber immerhin konnte ich erkennen, dass die Frau schwarze Schamhaare hatte.“Von einem triumphale­n sexuellen Abenteuer würde man da wohl nicht ernsthaft sprechen wollen.

Heute eröffnen sich dem Lustmolch ganz andere Möglichkei­ten. Laut diversen Medienberi­chten haben im Sommer 2017 kamerabewe­hrte Drohnen FKK-Strände und öffentlich­e Schwimmbäd­er überflogen, mit denen Voyeure das Wiener Badegesche­hen für ihre Privatsamm- lungen dokumentie­rten. Wie viele dieser geilen Flugobjekt­e (zum Ufo kommt das Geifo hinzu) unterwegs sind, ist nicht genau bekannt, Fakt ist aber, dass Badegäste im Gänsehäufe­l ständig den Satz „Schatz, was macht eigentlich diese Drohne zwischen deinen Beinen?“zu hören bekamen.

Wenn Sie künftig als Badegast von mehreren hummelgroß­en Objekten umschwirrt werden, dürfen Sie also mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass jemand an einer 3D-Doku Ihres Hinterns arbeitet. Sollte Ihnen das zu intim sein: einfach einen Burnus oder eine Burka anlegen. Und in extremen Fällen hilft ja immer noch der Griff zur guten alten Pumpgun.

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