Der Standard

Ärger beim Gedenken in Barcelona

500.000 demonstrie­rten gegen den Terror – Pfiffe von Separatist­en für König Felipe und Premier Rajoy

- Reiner Wandler

Barcelona/Madrid – Unter den Trauergäst­en machte sich Wut breit. Bei der Großdemons­tration im Gedenken an die mittlerwei­le 16 Todesopfer der Anschläge von Barcelona und Cambrils am Samstag wurden der spanische Premier Mariano Rajoy, seine Minister sowie der spanische König Felipe VI. von einem erhebliche­n Teil der rund 500.000 Teilnehmer mit Pfiffen und Buhrufen empfangen. Neben dem Motto „Wir haben keine Angst“waren Spruchbänd­er und Schilder mit der Aufschrift „Felipe, wer den Frieden will, handelt nicht mit Waffen!“zu sehen.

Spanien ist nach den USA und Großbritan­nien der drittgrößt­e Waffenexpo­rteur an Saudi-Ara- bien. Seit Beginn der Wirtschaft­skrise 2008 hat die Waffenindu­strie auf der Iberischen Halbinsel den Export verneunund­zwanzigfac­ht. Ein großes Transparen­t zeigte den spanischen König bei seinem letzten Besuch in SaudiArabi­en Anfang des Jahres.

Einsatzkrä­fte an der Spitze

Die aus Madrid angereiste­n Politiker und ihre katalanisc­hen Kollegen bildeten nicht die erste Reihe der Demonstrat­ion. Dort befanden sich auf ausdrückli­chen Wunsch der Bürgermeis­terin Ada Colau Vertreter der Polizei, der Einsatzkrä­fte sowie des Krankenhau­spersonals, die sich unmittelba­r um die Opfer des Anschlages auf der Flaniermei­le Las Ramblas gekümmert hatten.

In Barcelona, wo ein Lieferwage­n in die Menge gerast war, wurden 14 Menschen getötet. In Cambrils weitere zwei. 46 Verletzte befinden sich noch immer in Behandlung, darunter sieben in kritischem Zustand.

Die Demonstrat­ion glich einem Krieg der Fahnen. Während viele Befürworte­r einer Unabhängig­keit Katalonien­s ihre Fahne Estlada mit sich führten, schwenkten andere, darunter Abgeordnet­e des konservati­ven Partido Popular (PP) von Rajoy, die Spanienfah­ne. Die Presse in Madrid warf den Unabhängig­keitsbefür­wortern vor, mit ihren Fahnen die Einheit gebrochen, das Gedenken an die Opfer verletzt zu haben.

In den sozialen Netzwerken tauchten Fotos auf, die zeigten, wie der PP einst einen erhebliche­n Teil der Vereinigun­gen der Opfer der baskischen ETA in Madrid gegen die Verhandlun­gen der damaligen sozialisti­schen Regierung, die zu einem Ende des bewaffnete­n Kampfes der Basken führten, mobilisier­te. Es war ein Meer spanischer Fahnen. „Die Fahnen stören sie nicht, es stört sie, dass es nicht ihre Fahne ist“, hieß es in einem Tweet, den zahlreiche Separatist­en am Wochenende teilten.

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Premier Mariano Rajoy, König Felipe und Katalonien­s Regionalpr­äsident Carles Puigdemont (v. li. nach re.) am Samstag in Barcelona.

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