Nur noch eine Flüchtlingsklasse in Wien
Von den zuletzt sechs Flüchtlingsklassen in Wien bleibt im neuen Schuljahr, das am Montag beginnt, eine bestehen. 103 neue Klassen wurden in der wachsenden Stadt geschaffen. Die Islam-Schule in Liesing bleibt vorerst geschlossen – und will auch keine Schu
Wien – Mehr als 225.000 Wiener Schülerinnen und Schüler, davon knapp 17.000 Taferlklassler, starten am Montag ins neue Schuljahr. Das Bevölkerungswachstum der Stadt macht auch die Einrichtung neuer Klassen nötig: Gleich 103 neue Klassen wurden geschaffen. Sie entstanden in drei Schulneubauten (Bildungscampus Attemsgasse, neue Mittelschule Quellenstraße und Volksschule Gasgasse) sowie in insgesamt zehn Erweiterungen von bestehenden Schulen. Insgesamt sind in Wien mittlerweile 25.000 Lehrerinnen und Lehrer an 702 Schulen tätig.
Den neuen Bildungscampus in der Donaustadt sollen im Vollausbau rund 800 Kinder im Alter zwischen null und zehn Jahren besuchen können. Errichtet wurden eine 17-klassige Ganztagsvolksschule sowie ein Kindergarten mit zwölf Gruppen unter einem Dach. Von den 384 öffentlichen Wiener Pflichtschulen werden ab dem kommenden Schuljahr 54 als verschränkte Ganztagsvolksschulen geführt, dazu kommen sechs Ganztagsmittelschulen. 98 weitere Pflichtschulen bieten nachmittägliche Betreuung ohne Unterrichtseinheiten an – das sind fünf mehr als im Vorjahr.
Häupl für Gesamtschule
Laut Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) können damit bereits 44 Prozent der Volksschulen in Wien eine ganztägige Betreuung anbieten. Das sei in Sachen Chancengleichheit sehr wichtig. „Immer noch hängen die Bildungschancen sehr massiv vom Geldbörsel der Eltern ab“, sagte er. Betuchtere Eltern könnten eher für Nachhilfe und Betreuung für ihre Kinder sorgen als Eltern aus bildungsfernen Schichten. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sprach sich neben der Forcierung der Ganztagsschule einmal mehr für den Ausbau der gemeinsamen Schule der Sechs- bis 14-Jährigen aus. Dem pflichtete Czernohorszky bei. Wien werde Spielräume, die die Bildungsreform biete, „maximal ausnutzen“.
5542 Flüchtlingskinder
Von den zuletzt sechs betriebenen reinen Flüchtlingsklassen in Wien bleibt im kommenden Schuljahr nur noch eine übrig, sagte Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer. Diese bleibt in der Neuen Mittelschule (NMS) Kauer in Wien-Neubau bestehen. 5542 Flüchtlingskinder besuchen im neuen Schuljahr eine Wiener Pflichtschule, insgesamt gibt es rund 105.000 Pflichtschüler.
Ausgebaut wird die Zahl der Schulpsychologen: Zu den bislang tätigen 25 kommen 14 Personen dazu. Laut Stadtschulrat ist das die erste Tranche der bereits im Vorjahr von der Stadt Wien versprochenen 100 zusätzlichen Schulsozialarbeiter und -psychologen, die bis 2020 neu eingesetzt werden sollen. Die 14 Schulpsychologen sollen an rund 100 Volksschulen tätig sein.
Neuigkeiten gibt es zur weiterführenden Islam-Schule in Liesing: Die umstrittene Einrichtung bleibt vorerst geschlossen. Der Betreiberverein suche „nach einer gesetzlich konformen und guten Lösung für die von uns weiterhin angestrebte Ausbildung“von Ima- men, hieß es zur APA. Laut Mesut Koca, Obmann des Imam-HatipFachvereins der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), habe man nie angestrebt, eine Schule zu sein. „Unsere Aufgabe sehen wir darin, Imame und Seelsorger auszubilden – so wie das jede Religionsgemeinschaft tut und dies gesetzlich vorgesehen ist.“Will die Einrichtung nicht mehr als Schule zählen, müsse sie eine andere Konstruktion wählen, hieß es aus dem Stadtschulrat zum STANDARD. Die Einrichtung könne auch keine Zeugnisse ausstellen – wohl aber Zertifikate für Seelsorger.