Der Standard

U1 erschließt neuen Immobilien­markt

Zahlreiche Neubauproj­ekte entlang U-Bahn-Erweiterun­g nach Oberlaa

- Franziska Zoidl

Oberlaa rückt dank der U1-Verlängeru­ng, die am Samstag eröffnet wird, deutlich näher an das Zentrum Wiens heran. Das freut die Immobilien­branche: Eine bessere Öffi-Anbindung garantiert das Interesse von Wohnungssu­chenden – und steigende Preise. Konkret hat sich laut David Breitwiese­r von EHL Immobilien der Grundkoste­nanteil in den an die neue U1 angrenzend­en Gebieten in den letzten „fünf bis sieben Jahren“mindestens verdoppelt. Josef Kaindl, stellvertr­etender SPÖ-Bezirksvor­steher, sieht die Preisentwi­cklung ähnlich: „Einen Acker wird man hier heute nicht mehr unter 400 bis 500 Euro pro Quadratmet­er bekommen.“

„Sobald Pläne für einen U-Bahn-Ausbau bekannt werden, gibt es in der Regel eine starke Reaktion am Immobilien­markt“, bestätigt auch Michael Getzner, Leiter des Fachbereic­hs Finanzwiss­enschaft und Infrastruk­turpolitik am Department für Raumentwic­klung der TU Wien. Konkrete Zahlen dazu, wie sich eine U-Bahn-Station vor der Haustür auf die Immobilien­preise auswirkt, gebe es aber keine.

Bei Immobilien­entwickler­n ist Schnelligk­eit gefragt: „Die Bauträger haben sich die Grundstück­e schon in der Planungsph­ase der U-Bahn-Erweiterun­g gekauft“, sagt Breitwiese­r über die durch die U-Bahn erschlosse­nen Gebiete im zehnten Bezirk. Derzeit seien viele Projekte noch in der Einreichph­ase, sagt Bezirkspol­itiker Kaindl. In den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren komme dann ein großer Schwung an neuen Wohnungen auf den Markt. Davon geht auch der Immobilien­dienstleis­ter CBRE in einem Marktberic­ht aus, in dem bereits von „ersten Impulsen“im Bereich der Stationen Oberlaa und Wienerberg die Rede ist.

So plant etwa der Bauträger Wohnkompan­ie mit dem „Südhang Oberlaa“331 freifinanz­ierte Eigentums- und Vorsorgewo­h- nungen nahe der neuen U1-Endstation. Erst im Juli war Verkaufsst­art, rund ein Drittel der 116 Eigentumsw­ohnungen sei aber bereits weg, berichtet Andrea Eggenberge­r von der Wohnkompan­ie. Käufer seien junge Familien, aber auch Menschen, die hier ihre Pension verbringen wollen.

Besonders seit dem Baustart für die U1Verlänge­rung vor fünf Jahren hätten sich Anfragen von Käufern und Verkäufern zu Umwidmunge­n erhöht, berichtet Bezirkspol­itiker Kaindl: „Da ziehen wir uns aber auf die Widmung zurück“, etwa bei Waldund Wiesenschu­tzgebieten. Zudem liegt Oberlaa in einer Schutzzone: „Ich bin dafür, zur Straße hin den alten Dorfcharak­ter zu erhalten“, stellt Kaindl klar. In dahinterli­egenden Bereichen soll modernes Wohnen aber möglich sein.

In den neuen Projekten beginnen die Eigentumsp­reise laut Makler Breitwiese­r bei 4000 Euro pro Quadratmet­er, Mieten netto bei etwa 11,50 Euro. Da im freifinanz­ierten Bereich immer öfter sehr kompakt gebaut werde, seien 600 Euro Monatsmiet­e für Zweizimmer­wohnungen möglich.

Werben mit der U5

Auch mit der neuen U-Bahn-Linie 5, deren erstes Streckenst­ück 2023 in Betrieb gehen soll, wird in Immobilien­inseraten bereits seit längerem geworben. „Aber die U5 ist anders als die U1-Erweiterun­g, weil sie größtentei­ls durch bereits verbautes Gebiet führt“, sagt Breitwiese­r, großvolumi­ge Projekte seien dort also kaum möglich.

Egal ob U1 oder U5: „Den größten Nutzen von der besseren Erreichbar­keit haben Mieter, die langfristi­g eingemiete­t sind“, sagt Ökonom Getzner. Denn jene, die neu kommen, bezahlen für die Anbindung mehr. Von der Öffi-Nähe profitiere­n auch Immobilien­besitzer und -entwickler, betont Getzner. Städtebaul­iche Verträge fände er in diesem Kontext sinnvoll – „etwa dadurch, dass man die Grundsteue­r endlich reformiert“.

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