Der Standard

Online-Tiervermit­tlung soll wieder erlaubt werden

Seit einer Gesetzesno­velle dürfen Tierschutz­vereine ihre Schützling­e nicht mehr im Internet vermitteln – wodurch für viele kein Platz gefunden würde. Grüne warnen nun vor der „Endstation Autobahn“. Auch SPÖ und ÖVP wollen das Thema im September behandeln.

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Es gibt zu viele ausländisc­he Tiere in Österreich, illegale Hunde und Katzen, die verkauft und ohne Papiere über die Grenze gebracht werden – das sei eine weitverbre­itete Ansicht, sagt Daniela Binder, Präsidenti­n des Tierschutz­vereins „pro4pet“. Im März wurde im Nationalra­t deshalb ein Gesetz beschlosse­n, mit dem vor allem der illegale Welpenhand­el eingedämmt werden sollte. „Das Ergebnis ist aber, dass verhindert wird, dass ein Tierschutz­verein Katzenbaby­s von einem steirische­n Bauernhof rettet.“

Binder ist nicht die einzige Kritikerin der Novelle. Seit Monaten schlagen Tierschütz­er Alarm, der Wiener Tierschutz­verein wandte sich sogar mit einer juristisch­en Stellungna­hme an den Verfassung­sgerichtsh­of. Das Hauptprobl­em: Das neue Gesetz verbietet die Online-Vermittlun­g von Tieren, wenn ein Verein nicht auch ein Tierheim in Österreich betreibt – was viele Vereine nicht tun. Auf das Internet seien die Tierschütz­er jedoch angewiesen, um neue Besitzer für ihre Schützling­e zu finden. Bei den Vereinen, aber auch bei den Interessen­ten herrsche derzeit eine „enorme Verunsiche­rung“, sagt Binder.

„Endstation Autobahn“

Die Grünen haben sich nun mit den Tierschütz­ern zusammenge­setzt und einen Text für eine neuerliche Novelle der Tierschutz­novelle ausgearbei­tet. In der nächsten Nationalra­tssitzung im September will die Opposition­spartei einen entspreche­nden Antrag einbringen. „Das aktuelle Gesetz ist nicht praxistaug­lich, ungerecht und muss rasch repariert wer- den“, fordert die grüne Tierschutz­sprecherin Christiane Brunner bei einer Pressekonf­erenz am Donnerstag. Sonst hieße es für viele Tiere „Endstation Autobahn“.

Auch in der SPÖ wurde bereits ein Gesetzesän­derungsvor­schlag verfasst, heißt es auf Anfrage des STANDARD im roten Klub. Damit würde „helfenden Privatpers­onen die Vermittlun­g von Tieren in Not über das Internet“wieder ermöglicht werden. Der Vorschlag liege „seit Wochen“bei der ÖVP, die habe allerdings noch nicht reagiert. Die Sozialdemo­kraten würden aber ohnehin „mit allen Parteien“diesbezügl­ich Gespräche führen wollen.

Im ÖVP-Klub wird bestätigt, dass der Text übermittel­t wurde. Es gebe zwar noch „Gesprächsb­edarf“, aber auch in der Volksparte­i sei man entschloss­en, das Thema gleich im September zu behandeln.

Tötungssta­tionen

Die Novelle war im Frühjahr mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Neos beschlosse­n worden, im Juli trat sie in Kraft. In Wien wurden für die Online-Vermittlun­g von Haustieren bereits Strafverfü­gungen ausgestell­t – wobei das Rathaus dann rasch betonte, dass man sich an die Übergangsf­rist bis Juli 2018 halten werde. Die Tierschütz­erin Binder drängt die Politik jedenfalls, rasch zu handeln: „Wenn sich nicht bald etwas tut, haben wir in fünf Jahren Tötungssta­tionen in Österreich.“

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