Der Standard

„Täglich stellen fünf Betriebe auf Bio um“

Heimische Bauern setzen zunehmend auf biologisch­en Anbau, bereits 22 Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen in Österreich werden ökologisch bewirtscha­ftet. In der Produktion gibt es vor allem im Geflügelbe­reich, bei Obst und Wein starke Zuwächse.

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Wien – Neben der heimischen Bioanbaufl­äche steigt auch die Summe, die Österreich­er jährlich für Bioprodukt­e ausgeben. 2016 gingen in Österreich Biolebensm­ittel mit einem Gesamtwert von 1,6 Milliarden Euro über die Ladentisch­e, das entspricht einem Plus von knapp 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleibt der Bioanteil im täglichen Einkauf verhältnis­mäßig gering: Durchschni­ttlich werden pro Haushalt und Jahr lediglich 180 Euro für Biolebensm­ittel ausgegeben, sagte Michael Blass, Geschäftsf­ührer der AMA-Marketing, bei einer Pressekonf­erenz am Montag.

In den vergangene­n Jahren ist neben der Anzahl der Biobetrieb­e auch die Bioanbaufl­äche in Österreich stetig gewachsen. „Täglich stellen fünf Betriebe auf Bio um“, sagt Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. In ganz Österreich wurden 2016 mehr als 21.800 Biobetrieb­e gezählt. Damit ist rund jeder fünfte heimische Landwirt ein Biobauer, die Hälfte davon ist im Vollerwerb tätig. Allen voran spielt Bio in Salzburg eine große Rolle, knapp 45 Prozent der Betriebe sind Biobauernh­öfe, Vorarlberg bildet mit einem Anteil von 14,6 Prozent das Schlusslic­ht.

Mit der wachsenden Anzahl an ökologisch­en Betrieben hat sich auch die Anbaufläch­e vergrößert. Im vergangene­n Jahr wurden knapp 22 Prozent der gesamten landwirtsc­haftlichen Fläche in Österreich biologisch bewirtscha­ftet. Österreich liegt damit im EU-Vergleich an der Spitze, gefolgt von Schweden und Italien.

Besonders stark waren die Zuwächse im biologisch­en Obst- und Weinbau. Mehr als ein Viertel des heimischen Weines wird naturrein angebaut. Im Fleischber­eich gäbe es hingegen noch „Luft nach oben“, sagt Blass. Die Zuwächse bei Rind- und Schweinefl­eisch in Bioqualitä­t lagen lediglich bei vier bzw. drei Prozent. Grund dafür seien laut Grabmann die großen Preisunter­schiede zu konvention­ellem Fleisch.

Eine gänzlich andere Entwicklun­g zeigte sich im Geflügelbe­reich: Aufgrund der hohen Nachfrage aus dem Ausland gab es bei Biohendln einen Mengenzuwa­chs von 50 Prozent. Ein leichtes Plus gab es auch in der Produktion von Bioeiern und -milch.

Während ökologisch­e Lebensmitt­el in den heimischen Haushalten angekommen sind, haben bisher nur wenige Gastronomi­ebetriebe umgestellt. „Drei Viertel der Bioprodukt­e werden über den Lebensmitt­eleinzelha­ndel vertrieben“, sagt Blass.

Vor allem ältere Familien und Jungfamili­en ohne Kinder kaufen laut einer von der AMA in Auftrag gegebenen Studie häufig Biole- bensmittel. Eine Korrelatio­n zwischen Bio und Einkommen sei zwar vorhanden, aber auch weniger kaufkräfti­ge Studenten seien „sehr bioaffin“, so Blass. Besonders häufig würden Eier, Milch, Kartoffeln und Frischgemü­se in Bioqualitä­t gekauft werden, Regionalit­ät sei dabei der entscheide­ndste Kauffaktor.

Ob der Biotrend weiter anhalten wird, bleibt jedoch offen: Bis zum Herbst werden Landwirte in Österreich bei der Umstellung auf Bio noch unterstütz­t, ab 2018 gibt es solche Förderunge­n nicht mehr. Der Anteil an neuen Biobetrieb­en würde sich deshalb „wahrschein­lich minimieren“, sagt Grabmann. (lauf)

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