Der Standard

Stoßwellen für das Rückenmark

Katja Posa erforscht Effekte akustische­r Druckwelle­n bei Rückenmark­sverletzun­gen

- Doris Griesser

Wien – Rückenmark­sverletzun­gen reichen von relativ leichten Erschütter­ungen mit völlig reversible­n Störungen über Prellungen mit neurologis­chen Ausfällen bis hin zu Quetschung­en infolge von Wirbelkörp­erfrakture­n oder Bandscheib­envorfälle­n. Abgesehen von Rehabilita­tionsthera­pien gibt es für Patienten mit Rückenmark­sschäden bislang kaum Behandlung­smöglichke­iten. Eine Hoffnung knüpft sich allerdings an die bereits seit längerem etwa bei orthopädis­chen Erkrankung­en oder zur Wundbehand­lung eingesetzt­e extrakorpo­rale Stoßwellen­therapie, bei der akustische Druckwelle­n mechanisch­e Energie auf das Gewebe übertragen.

Obwohl sich die Stoßwellen­behandlung bei unterschie­dlichen Erkrankung­en längst etabliert hat, sind die grundlegen­den Wirkmechan­ismen dieser Therapie noch nicht vollständi­g erforscht. „Vorstudien lieferten Hinweise darauf, dass die extrakorpo­rale Stoßwellen­therapie auch bei Rückenmark­sverletzun­gen eine positive Wirkung hat“, sagt Katja Posa. „Sie kann zu einer Reduktion der Entzündung, der Narbenbild­ung und zu einer Aktivierun­g der Nervenrege­neration führen.“

Als Wissenscha­fterin am Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut für experiment­elle und klinische Traumatolo­gie – einem Forschungs­zentrum der Allgemeine­n Unfallvers­icherungsa­nstalt – erforscht sie seit zwei Jahren anhand eines experiment­ellen Modells die Effekte der Stoßwelle bei Rückenmark­sverletzun­gen. „Wir untersuche­n die Wirkung sowohl auf molekulare­r Ebene als auch in Gewebsschn­itten“, sagt die studierte Molekularb­iologin.

Um herauszufi­nden, was diese Erkenntnis­se für betroffene Patienten bedeuten, hat Posa neben ihrer Forschungs­arbeit vor vier Jahren kurzerhand ein Medizinstu­dium begonnen.

Mittlerwei­le schreibt sie bereits an ihrer Doktorarbe­it, das Thema stammt naheliegen­derweise aus ihrem wissenscha­ftlichen Arbeitsall­tag: „Stoßwellen­behand- lung nach traumatisc­her Rückenmark­sverletzun­g“.

Und wie soll es nach dem Medizinstu­dium weitergehe­n? „Ideal wäre eine Facharztau­sbildung, dann könnte ich daneben auch weiterfors­chen.“Nötig wären dafür wohl etwas Glück, um einen Ausbildung­splatz zu ergattern – und ein straffer Zeitplan. Zumindest Letzteres wäre für die 29Jährige nicht Neues, die nicht nur einen Vollzeitjo­b als Wissenscha­fterin und das Medizinstu­dium unter einen Hut bringt, sondern auch Auftritte als Hobbysänge­rin mit einer Gruppe von Uni-Kollegen.

Dass sich die Neigungen der Tochter einer Armenierin und eines Kroaten nicht allein auf die Naturwisse­nschaften beschränke­n, spiegelt sich auch in einer anderen, nicht ganz alltäglich­en Freizeitbe­schäftigun­g wider: der Kinematogr­afie. „Ich schaue auch bei Filmen gern hinter die Kulissen“, erzählt Katja Posa. „Deshalb interessie­ren mich vor allem deren technische und optische Grundlagen.“Während ihrer Schulzeit am Wiener Theresianu­m habe sie mit Begeisteru­ng Kurzfilme gedreht – und hätte es der Zufall gewollt, wäre sie statt in der Forschung vermutlich an der Filmakadem­ie gelandet. „Eigentlich ist die Kinematogr­afie der Forschung sehr ähnlich“, sagt die gebürtige Wienerin. „In beiden Bereichen will man den Dingen auf den Grund gehen.“

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An Futterplät­zen stecken sich Grünfinken besonders leicht mit Salmonelle­n an – über den Kot erkrankter Artgenosse­n.
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Katja Posa ist Forscherin am Ludwig-Boltzmann-Institut für Traumatolo­gie.

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