Der Standard

Wie eine heiße Kartoffel

- Gianluca Wallisch

Noch im April versprach US-Präsident Donald Trump vollmundig, die „Dreamers“(Träumer) könnten weiterhin ruhig schlafen: Man sei nicht hinter ihnen her, sondern hinter den Kriminelle­n, die sie illegal in die USA gebracht hätten. Zwar zeigte sich Trump stets als strikter Gegner illegaler Einwanderu­ng; die Abschiebun­g der als Kinder und Jugendlich­e in die USA eingewande­rten „Träumer“wollte er aber nicht allein verantwort­en.

Jetzt, vier Monate später, schickte der US-Präsident seinen Justizmini­ster vor, um das Schutzprog­ramm als „illegal“annulliere­n zu lassen – als ob er Angst hätte, sich die Finger an dieser heißen Kartoffel zu verbrennen. Tatsächlic­h kann Trump in dieser Causa um das Bleiberech­t fast nur verlieren. Er wusste und weiß: Eine Aufhebung des unter Barack Obama erlassenen Programms würde für eine Welle der Empörung sorgen. Die Washington Post wetterte schon vorsorglic­h gegen „Trumps böseste Handlung“.

Trump nimmt das offenbar in Kauf, schließlic­h spürt er den Atem seiner rechten Wähler im Genick. Diese hatten ihm schon seinen rhetorisch­en Slalom nach der rassistisc­h motivierte­n Gewalt in Charlottes­ville übel genommen. Trump sieht die Lösung nun im Kongress: Der soll nun eine „Immigratio­nspolitik im nationalen Interesse“entwickeln und dann eine Empfehlung abgeben. Und das dauert seine Zeit. Auch so kann man sich eines Problems entledigen – auf Kosten hunderttau­sender junger Menschen.

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