Der Standard

Ein teurer Denkanstoß

- Eric Frey

Der ÖVP-Vorschlag, Unternehme­n die Körperscha­ftssteuer auf nichtausge­schüttete Gewinne zu erlassen, erscheint zunächst wie ein weiteres türkises Zuckerl an die Wirtschaft. Aber es gibt auch gute Argumente für eine solche Reform des Steuerwese­ns.

Ziel ist, dass weniger vom Überschuss an die Eigentümer fließt und mehr davon investiert wird, was wiederum das langfristi­ge Wachstum ankurbeln soll. Auch die Arbeiterka­mmer beklagt ja regelmäßig, dass Österreich­s Konzerne zu hohe Dividenden an ihre Aktionäre ausschütte­n; der ÖVP-Plan würde den Anreiz dazu stark verringern.

Doch das Vorhaben hat mehrere Haken. Der Einnahmena­usfall für den Staat ist gewaltig – die Schätzunge­n der Industriel­lenvereini­gung sind realistisc­her als jene des KurzTeams. Und es kann gut sein, dass die Gewinne gehortet und nicht investiert werden. Ein großer Cashpolste­r lässt bei börsennoti­erten Konzernen meist die Kurse steigen. Wer seine Aktien dann verkauft, hätte ebenso profitiert wie nach einer Dividenden­ausschüttu­ng – aber mit einer geringeren Steuerlast. Das wäre eine Subvention für Reiche.

Es ist vernünftig, eine Reform der Unternehme­nsbesteuer­ung anzudenken, und der ÖVP-Plan ist dazu ein guter Denkanstoß. Aber angesichts der hohen Kosten wird er wohl selbst bei einem Kurz-Wahlsieg wieder in der Schublade verschwind­en. Kein Finanzmini­ster will auf so viel Geld für einen so unsicheren Nutzen verzichten.

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