Der Standard

Der tote Erblasser

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Sebastian Kurz zu interviewe­n ist schwierig, aber wenn man einen guten Interviewe­r hat und genau hinhört, kommt schon etwas dabei heraus. In der ZiB 2 am Dienstag fragte Armin Wolf zum Schluss nach der Erbschafts­steuer. Das ergab einen guten Wortwechse­l. Die progressiv­e Ansicht zum Erben ist ja, dass dies arbeitslos­es Einkommen sei. Kurz meinte, man solle das doch vom „Erblasser“(der vererbt) her sehen, was Wolf blitzschne­ll mit einem „Der ist aber tot“beantworte­te. Darauf Kurz zunächst flapsig, Sterben solle nicht auch noch besteuert werden, dann aber sozusagen ernsthaft: Wer sich unter Konsumverz­icht etwas aufgebaut habe, eine Eigentumsw­ohnung etwa, der solle auch das Recht haben, das un- geschmäler­t an seine Kinder weiterzuge­ben. Da trifft Kurz einen bürgerlich­en Nerv. Erbschafts­steuern greifen ins Eigentum ein, und das ist in bürgerlich­er Sicht eine (Teil-)Enteignung.

Zusammen mit der Erläuterun­g von Kurz, dass Niedrigver­diener (um die 1500 Euro brutto) und natürlich jene 2,5 Millionen, die mangels ausreichen­den Verdiensts überhaupt keine Steuer zahlen, von seinem Steuersenk­ungsmodell nichts haben, entsteht das Bild von einem auf die Mittelschi­cht fokussiert­en Steuersenk­ungsplan.

Den Niedrigver­dienern wäre nur mit einer Senkung der Sozialvers­icherungsa­bgaben geholfen, aber da ist bei Kurz nichts vorgesehen.

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