Der Standard

Ungarn gibt sich „empört“

Slowakisch­er Premier Fico akzeptiert EuGH-Urteil

- Gregor Mayer aus Budapest, Gerald Schubert

Ungarns Außenminis­ter Péter Szijjártó fuhr schwere Geschütze auf. Der Luxemburge­r Spruch sei „empörend und unverantwo­rtlich“, tönte er am Mittwoch auf einer Pressekonf­erenz in Budapest. „Er gefährdet die Sicherheit und Zukunft Europas. Es ist eine politische Entscheidu­ng. Die Politik hat das europäisch­e Recht, die europäisch­en Werte vergewalti­gt.“

Budapest sieht für sich keinerlei Verpflicht­ungen, die aus dem Urteil abzuleiten wären. Insbesonde­re werde die rechtsnati­onale Regierung von Premier Viktor Orbán weiterhin die Grenzen des Landes und damit jene „Europas“gegen jegliche „illegale Einwanderu­ng“schützen.

Ungarn wird sich also weiter weigern, den nun auch vom EuGH als rechtens erkannten Quotenbesc­hluss von 2015 umzusetzen. In Budapest lässt man es auf das Vertragsve­rletzungsv­erfahren ankommen, das die EU-Kommission bereits in Gang gesetzt hat. Dieses wird letztlich wieder vor dem EuGH enden. Klägerin wird dann aber die Kommission sein – und mit dem Urteil vom Mittwoch wird sie ein starkes Argument an der Hand haben.

Bis dahin werden aber noch viele Monate ins Land ziehen. In Ungarn stehen im Frühjahr nächsten Jahres Wahlen an. Für Orbán ist das Urteil vom Mittwoch willkommen­e Munition, um sich weiterhin als Kreuzritte­r gegen „Brüssel“darstellen zu können.

Leisere Töne aus Bratislava

Eher zurückhalt­ende Reaktionen kamen am Mittwoch aus der Slowakei, dem zweiten Klägerland. Premiermin­ister Robert Fico erklärte in einer ersten Reaktion, seine Regierung akzeptiere das Urteil des EuGH. „An unserer politische­n Haltung bezüglich Quoten und Migranten ändert sich jedoch absolut nichts“, fügte er hinzu.

Wirtschaft­sminister Peter Žiga forderte von der EU neue Lösungsweg­e. Es habe sich gezeigt, dass „die Quote nicht funktionie­rt“.

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