Der Standard

Moskau will UN-Mission für die Ostukraine

Einige Bedingunge­n Russlands sind für Kiew aber nur schwer zu akzeptiere­n

- Gerald Schubert

Moskau/Kiew/Wien – In den zuletzt festgefahr­enen Konflikt zwischen Kiew und prorussisc­hen Separatist­en in der Ostukraine scheint Bewegung zu kommen. Mit einem – vorerst umstritten­en – Entwurf für eine UN-Resolution zum Einsatz von Blauhelmen im Donbass hat Russland die Ukraine unter Zugzwang gebracht.

Laut dem Papier, das am Dienstag (Ortszeit) den Vereinten Nationen in New York vorgelegt wurde, soll die UN-Mission für zunächst sechs Monate in die Ostukraine entsendet werden. Die Blauhelmso­ldaten sollen nur leicht bewaffnet sein und für die Sicherheit der Beobachter sorgen, die dort für die Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) im Einsatz sind.

Wichtigste­r Knackpunkt in den bevorstehe­nden Debatten über die Moskauer Initiative dürfte das Einsatzgeb­iet der Friedenstr­uppen sein. Russlands Präsident Putin hatte vor Journalist­en im chinesisch­en Xiamen erklärt, sie sollten nur entlang der Front zwischen dem ukrainisch kontrollie­rten Landesteil und den Separatist­engebieten eingesetzt werden.

Kontrolle über Staatsgren­ze

Für die Regierung in Kiew, die Moskau die Unterstütz­ung der Aufständis­chen vorwirft, ist dies allerdings nur schwer zu akzeptiere­n: Die Ukraine fordert seit langem, dass das gesamte Konfliktge­biet, also auch die von den Separatist­en kontrollie­rten Teile der Ostukraine und vor allem deren Grenze zu Russland, unter internatio­nale Aufsicht gestellt wird.

Ein weiteres Problem könnte die Rolle der sogenannte­n „Volksrepub­liken“Donezk und Luhansk sein, in denen die Rebellen das Sagen haben. Laut Agentur Interfax forderte Putin, dass ein eventuelle­r UN-Einsatz mit diesen abgesproch­en werden müsse. Die „Volksrepub­liken“sind aber internatio­nal nicht anerkannt.

Das Außenminis­terium in Kiew wiederum erklärte, einer Blauhelmmi­ssion im Donbass dürften keinesfall­s russische Soldaten angehören. Mitte September will der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o bei der UN-Generalver­sammlung in New York genauere Vorstellun­gen von einem Mandat der Vereinten Nationen darlegen.

Der Konflikt in der Ostukraine tobt seit 2014. Nach UN-Angaben hat er bereits mehr als 10.000 Todesopfer gefordert.

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