Netzwerk illegaler Prostitution zerschlagen
Die Polizei griff am Dienstag in Wien auf mehrere Wohnungen in vier Bezirken gleichzeitig zu. Acht Chinesinnen wurden angezeigt. Hinweise auf Menschenhandel und Zwangsprostitution gibt es bei drei Frauen. Die Hintermänner werden nun gesucht.
Wien – Mit insgesamt 30 Einsatzkräften ist es der Polizei am Dienstag in mehreren Wohnungen im dritten, achten, zehnten und 16. Bezirk in Wien gelungen, ein größer angelegtes Netzwerk illegaler Prostitution dingfest zu machen. Acht Frauen wurden wegen illegaler Prostitution angezeigt, von ihnen wurden fünf nach dem Fremdenrecht festgenommen. „Sie hatten zum Teil gefälschte Ausweise bei sich“, erzählt der Leiter der Meldestelle Prostitutionsangelegenheiten, Wolfgang Langer, dem Standard.
Über Interpol-Anfragen mit ihren Fingerabdrücken konnte man aber schnell ihre tatsächliche Identität ausforschen. Die schwierigere Arbeit ist nun freilich die Suche nach den Hintermännern. Langer ist aber „zuversichtlich, weil wir sehr schnell waren, in allen Wohnungen gleichzeitig waren, sodass keine Beweise vernichtet werden konnten“. Bei vergangenen Einsätzen sei es vorgekommen, dass beim Zugriff auf eine Wohnung Personen in einer anderen gewarnt wurden und damit nicht zu fassen waren, so Langer. Diesmal ging man akkordiert und zeitgleich vor.
Verdacht Zwangsprostitution
Bei drei der Frauen gibt es laut Langer „eindeutige Hinweise auf Zwangsprostitution und Menschenhandel“. Diese Frauen hätten etwa erzählt, dass man ihnen ihre Papiere weggenommen und sie eingeschüchtert habe. Über die Analyse von Handydaten und die Einvernahme der Vermieter beziehungsweise Eigentümer der – nunmehr polizeilich geschlossenen – Wohnungen erhofft man sich weiterführende Spuren zu den Drahtziehern des Netzwerks. Die Polizei war durch verschiedene Hinweise auf die Chinesinnen, die im Alter zwischen 25 und 50 Jahren alt sind, gestoßen.
„Einerseits waren das Kunden der Frauen“, so Langer, „die haben uns gesagt, schaut da einmal hin, die schauen nicht besonders glücklich aus.“Einige Freier hatten sich mit Geschlechtskrankheiten angesteckt. Andere Tipps kamen von Nachbarn, und es gab Beschwerden von Betreibern legaler Lokale. Durch Anzeigen im Internet wurden die Wohnungen dann auch gefunden.
Hinweise aus der Bevölkerung sind vor allem in Sachen Zwangsprostitution und Menschenhandel häufig von Bedeutung für Ermittlungserfolge. Mit den vier Wohnungen, die am Dienstag gesperrt wurden, hat die Polizei 2017 bisher allein in Wien bereits 16 Wohnungen, in denen illegale Prostitution betrieben wurde, ermittelt und geschlossen. Insgesamt waren dabei etwa 26 Frauen betroffen.